Mit sogenanntem Superfood verhält es sich wie mit allen anderen Moden auch: Die einen leben den Hype, die anderen lehnen ihn ab – so ganz aus Prinzip, weil der Superlativ in den seltensten Fällen hält, was er verspricht. Beim Grünkohl verhält es sich anders – der hält, ohne überhaupt erst große Versprechen abzugeben. Der Angehörige der Familie der Kreuzblütengewächse gilt seit jeher als traditionelle Beilage zu deftiger Hausmannskost – also zumindest allen, die eine solche verzehren.
Die Chiasamen-und Gojibeeren-Fraktion hat ihn nun unter dem fancyeren Anglizismus „Kale“ entdeckt und püriert ihn mit Vorliebe in grünen Smoothies. Schade eigentlich, denn man muss kein fleischessender Hausmannskostliebhaber sein, um gerne und regelmäßig Grünkohl zu essen. Vorausgesetzt, man bekommt ihn überhaupt zu kaufen, denn in den großen Supermarktketten sucht man die mit krausen Blätter verwachsenen harten Stängel nämlich vergebens. Fündig wird man auf dem Markt oder in gut sortierten Bioläden. Ist man seiner habhaft geworden, führen viele Wege zum Grünkohlgenuss – sie alle eint allerdings ein Zubereitungsschritt: Die holzigen Stiele sollte man großzügig entfernen, ehe man die Blätter weiterverarbeitet.
In der Falter-Kombüse ist das herbe, leicht bittere Grünzeug in puristischer Form sehr beliebt: als Salat oder scharf angebraten mit viel Knoblauch, Paradeiserstücken und einer ordentlichen Menge Harissa. Auch gut: Grünkohlrisotto. Dazu Grünkohl und Risottoreis in Butter anbraten, nach und nach mit Gemüsesuppe aufgießen und unter häufigem Rühren garen. Unbedingt eine Rinde Grana mitköcheln lassen. Gegen Ende noch etwas Weißwein dazu. Salzen, pfeffern und Grana darüberreiben.