Stylish statt lax: Die Lax Bar der Wiener Festwochen


KATHARINA SEIDLER

29.05.2019

Neben den sogenannten Gösserhallen, die seit ein paar Jahren von den Wiener Festwochen bespielt werden, gab es bis vor kurzem den kleinen Secondhand-Plattenladen „Schallplatten Brigitte“. Die Heimeligkeit der vergilbten Plattenhüllen ist nun für die Dauer der Festwochen einer Aufgeräumtheit gewichen, denn eine Künstlergruppe hat dort nach dem Vorbild von Adolf Loos’ American Bar die Lax Bar errichtet. In der spektakulären, 360 Grad weiß verfliesten und verspiegelten Rauminstallation spielt Philipp Quehenberger als Barpianist Bach-Fugen, und Jung an Tagen ergeht sich in polyrhythmischen Techno-Entwürfen. Von dieser wundervollen Musik bekamen wir am letzten Freitag aber leider nicht allzu viel mit, einerseits durch persönliche Verspätung nach dem Bilderbuch-Konzert, andererseits weil der kleine Raum aus allen Nähten platzte und wir in der rauchenden Menschentraube im Hof hinter dem Lokal einfach nicht vom Plaudern wegkamen. Auch das gehört zu einem Festival dazu: Die ersten warmen Nächte draußen genießen.

VORSCHAU

DONNERSTAG (30.5.): Eine kleine Sensation: Bei der Donnerstagsdemo performen die Venga Boys auf dem Ballhausplatz „Going to Ibiza“. Der Club Dance Seduction setzt 25 Jahre nach dem Ende von Soul Seduction in der Säulenhalle auf Disco, Funk und House mit einer Extraportion Soul aus dem Hause Fatty Fatty Phonographics.

FREITAG: In der Fluc Wanne werken die funky Berliner Hip-Hopper Ecke Prenz alias Breaque & V.Raeter, die House-Feinspitze vom Club Service laden ins Celeste, und im Loft ist eine Ute-Bock-Party u.a. mit einer Indie-Silent-Disco. Gran Bankrott präsentiert den minimalistischen Post-Punk seines neuen Albums im GrillX, und die deutschen Clubmusik-Riesen M.A.N.D.Y. bringen die Pratersauna zum Kreischen.

SAMSTAG: Die kanadische Experimentalmusikerin Kara-Lis Coverdale lässt ihre ausgeklügelten Ambient-Kompositionen bei der Festwochen-Party in den Gösserhallen erklingen; außerdem spielt Coil-Veteran Drew McDowall deren legendäres Drone-Album „Time Machines“ live. Das Berliner Duo Local Suicide fusioniert im Rhiz Acid, Slow Techno, EBM und Post-Disco, die litauische DJ Neri J nimmt im Werk mit Acid-geschwängertem Techno und Trance keine Gefangenen, und Alkan Torres und Yassin Hawwa drücken im Sass ebenfalls ordentlich aufs Techno-Gas.


Flyer der Woche ausgesucht von Lisa Kiss