Pohoda Festival: Es geht auch ohne Komatrinken


KATHARINA SEIDLER

12.07.2018

Das slowakische Pohoda Festival ist eine ausgezeichnete Möglichkeit, tolle Bands zu sehen und dabei nicht an der Menschheit zu verzweifeln. Auf einem Flugfeld in Trenčín, zwei Stunden von Wien entfernt, entsteht eine Zeltstadt aus 13 Bühnen, Essensbuden, Fahrgeschäften und Kunstinstallationen. Im Gegensatz zu manch heimischem Festival dieser Größenordnung geht es beim Pohoda wirklich um Musik. 30.000 Fans jubeln etwa der Abstrakt-Rockerin St. Vincent zu, sie trinken leichtes Bier – harten Alkohol gibt es auf dem Gelände nicht – und kennen alle Texte auswendig. Viele sind mit kleinen Kindern da, die fröhlich und unbehelligt zwischen Luftburg, Experimental-Hip-Hop von Dälek oder Psychedelikpop von La Femme (Spitzenband!) herumlaufen. Große Festivals ohne Koma-trinken voll menschlicher Würde und Güte: Als Samstagnacht zur Hauptzeit 2000 Menschen beim zeitgenössischen Streichquartett Kronos Quartett stillhalten, ist unser Glaube daran endgültig wiederhergestellt. Möge das Pohoda Österreich ein Vorbild sein.

VORSCHAU

DONNERSTAG (12.7.): Die toll eigenwilligen kanadischen Art-Kraut-Rocker Suuns verhexen die Arena, im Central Garden spielen die Wiener Rumpelpop-Superstars Lime Crush und die US-Indie-Instanz Selector Dub Narcotic, während im Burgtheater Vestibül die Impulstanz-Festivallounge mit raffiniertem Hip-Hop und Konsorten von B.Visible und Bad & Boujee eröffnet.

FREITAG: Cloud-Rap, Düsterpop und „Mami-R’n’B“ servieren Ebow, Slimgirl Fat und Gaddafi Gals bei „FemFriday“ im Weltmuseum Wien. Ravekids und Discolovers treffen einander beim deutschen DJ-Althasen Westbam in der Säulenhalle, während draußen bei The Birds & The Bees im Volksgarten Pavillon DJ Buzz und AB Hip-Hop, Soul und Funk vermixen. Noel Dinse, Ali Europa und DJ Moe kredenzen im Celeste „Sound from all over the world“ und Gosh, Menace und viele andere setzen in der Fluc Wanne auf House, Bass Music und Artverwandtes.

SAMSTAG: Die Grime-, Dubstep- und Footwork-Kenner des Club Blvze stellen ihren Abend im Burgtheater Vestibül unter das Motto „Hauptsache Bass“. Bei noch unbekanntem Lineup eröffnet das Lokal TreibGut in der Lobau (Naufahrtweg 14A) mit Yoga, Kinderprogramm und DJs.


Flyer der Woche ausgesucht von Lisa Kiss