KATHARINA SEIDLER —
08.03.2018
Das Grazer Elevate Festival für elektronische Musik und politischen Diskurs war heuer größer denn je. Fünf Tage und Nächte lang konnte man im Bauch des Schlossberges Party machen, erstmals nicht nur nachts, sondern am Samstag bereits am frühen Abend, als DJ Koze im Orpheum ein wie immer seelenwärmendes House-Set voll Liebe, Wissen und Augenzwinkern spielte. Bei anderen Acts regierte die gute Strenge, etwa als die experimentellen Briten Nurse With Wound in der Felsenhöhle des Dungeon-Floors vierzig Jahre Bandgeschichte Revue passieren ließen. Zum Abschluss zelebrierte Jimi Tenor am Sonntag den liebevollen Blödsinn. Seine Klangkasteln programmierte der Finne live anhand von Notizzetteln. Er verdrückte sich und startete falsche Tonspuren, die er dann spontan mit einer Hand an der Querflöte und der anderen am Keyboard begleitete. Zwischendurch ging sich immer noch ein ins Mikro gerufenes „Oh Yeah“ aus – ein gutes Festivalmotto eigentlich.
VORSCHAU
DONNERSTAG (8.3.): B. Fleischmann gewinnt mit dem wundersamen elektronischen Pop seines aktuellen Albums neue Fans in der Grellen Forelle.
FREITAG: Der Neapolitaner Mystic Jungle bringt obskure Italo-Disco und spacigen Funk zum Paradiso-Geburtstag ins Celeste. Im Flex rappt erst der US-Aufsteiger Playboi Carti, bevor die Rave-Performer Thriving Thorns And The Crying Crows Meltdown die neue Eventreihe Techno Schnitzel eröffnet. Der heimische Beatbastler Monophobe macht das Fluc mit vertracktester Bass Music atemlos, die Reihe Love is strange hat die DIY-Surf-Poperin Kate Kristal ins Au geladen und im Club-U verlegt Klaus Totzler Hits und Raritäten aus den 1960er-Jahren. Der deutsche Clubmusik-Althase Stephan Bodzin spielt in der Grellen Forelle ein Live- sowie ein DJ-Set und der House- und Techno-Club Zirkus Abnormal schlägt seine Zelte, Schminkstation und Spiele-Ecke im Loft auf.
SAMSTAG: Zu seinem Abschluss in der Fluc Wanne bekommt das Rrriot Festival von In Dada Social mit der Madrilenischen Dancehall- und Reggaeton-Feministin Ms Nina eine tolle Headlinerin. Doppeltreffer in der Grellen Forelle: Erst die deutsche Cloud-Rap-Königin Haiyti, dann der britische Dunkeltechno- und Acid-Meister Blawan. Das Augsburger Duo Dot reichert Hip-Hop im Celeste mit Gitarren, Jazz-Saxophonen oder Krautrock-Anleihen an, und Spinelly, Dan Lodig und andere versprechen für die Nacht im Fluc Bass, Dub, Grime, Electrofunk, Chaos und Techno.
Flyer der Woche ausgesucht von Lisa Kiss