Be your own DJ: Lob der Jukebox


KATHARINA SEIDLER

29.11.2017

Wer DJs quälen will, wünscht sich Lieder. Das müssen nicht einmal schlechte Lieder sein, oder „Happy Birthday“, es reicht schon prinzipiell, dass man die Person, die für den Abend Platten gepackt oder MP3s geordnet hat, bevormundet und sich selbst einen besseren Musikgeschmack zutraut. Was aber, wenn man wirklich immer am besten weiß, welcher Song gerade passt? Dann braucht man eine Jukebox. Ein besonders tolles Exemplar davon steht im Schweden Espresso, das sich außerdem dadurch auszeichnet, dass man dort auch unter der Woche spätnachts auf ein bis vier Absacker hineinkrachen kann. Die Jukebox ist zwischen Austro- und Mainstream-pop gut bis willkürlich bestückt, und sie ist gratis, was manche Gäste dazu bringt, zehn Schlagerhits hintereinander zu bestellen. Wenn man dann aber endlich selbst Falco, Ludwig Hirsch und Tocotronic gedrückt hat, prostet man unter Rauchschwaden den Hipstern und Tranklern an der Bar zu und wartet auf seine Songs. Eine gute Entschuldigung, warum man einfach nicht heimgehen konnte, hat man dadurch auch gleich.

VORSCHAU

DONNERSTAG (30.11.): Mit Alpha Tracks, Sedvs und Welia kommen ein paar der besten Techno-Heads der Stadt in der Fluc Wanne zusammen. Der chinesische Noisekünstler Mei Zhiyong testet im Au Schmerzgrenzen und Anthony K. kleidet das SUB in gefühlvolle Electronica mit House-Schlagseite.

FREITAG: Das EKH wird zur Utopia 3000 mit harschem Techno, Industrial und Wave von Ciarra Black oder Geier aus Stahl. Tereza und S. Fidelity verweben im Celeste kunstvoll Hip-Hop, Soul und Broken Beats, der Berliner Club Sisyphos schickt mit Epro und Rocko Garoni zwei perkussive und melodiöse Techno-Gesandte ins Flex, zu Beginn der Feierlichkeiten zum sechsten Geburtstag gibt Rødhåd der Grellen Forelle ordentlich Techno, und Blondage verlegt im Elektro Gönner Techhouse und tropische Tanzmusik.

SAMSTAG: Im Fluc mischt die Shash-Records-Crew Broken Bass Music und komplexe Electronica, die musikalisch ähnlich interessierte Wolkenvorhang-Partie feiert im Rhiz. Im Celeste zeigt der Istanbuler Plattensammler Ozan Maral seine Schätze zwischen kosmischen Synth-Raritäten und Afrobeat, und Farce und Rosa Nebel spielen im Venster99 herzzerreißenden elektronischen Pop und rohen Noise-Techno. Der bulgarische Techno- und House-Virtuose KiNK tritt in der Grellen Forelleauf, das mysteriöse Live-Techno-mit-Vocals-Duo Annanan im Club hours im Werk.


Flyer der Woche ausgesucht von Barbara Fuchs