All is Love: Zeitreise im Terrassencafé Grinzing


KATHARINA SEIDLER

12.10.2017

Zwischen den Heurigen am Fuße des Cobenzl, kurz nach dem Trummel Hof an der Abzweigung zur Krapfenwaldgasse, befindet sich das Terrassencafé Grinzing. Es gilt als eines der letzten authentischen Tanzcafés Wiens, und wirklich fühlt man sich inmitten der rotsamtenen Couch-Kojen in eine andere Zeit versetzt. In unserem Fall meint diese Zeit keine Disco-Ära, sondern den Beginn unserer langen Liebesbeziehung mit der Welt des Ausgehens. Ins „Tanzcafé“ durfte man nämlich schon als Party-Neuling, und so pilgerten wir als vielleicht 15-Jährige (war’s nicht sogar eher davor?) Samstag für Samstag nach Grinzing und übten Tanzbewegungen. Die Melodien von „Mambo No. 5“ oder „Narcotic“ kehren beim Betreten des Cafés ebenso zurück wie der Geschmack von Hooch und Bacardi Breezer. Letztes Wochenende haben unsere lieben Freunde G. und G. im Terrassencafé ihre Hochzeit gefeiert. Die Discokugel warf ihre Lichter silbrig wie eh und je über die Wände, und anstatt Alkopops gab’s Liebesrausch und großen Jubel. Es war noch schöner als früher.

VORSCHAU

DONNERSTAG (12.10.): In der Arena kniet man vor dem düsteren Krachpop von EMA, Steinwald & Mister Bellini kleiden das Rhiz in feinsten House und Vladimir Stojic schwelgt im Sass in Erinnerungen an frühere Clubnächte in Sofiensälen & Co.

FREITAG: Die Noise-Popperinnen Aivery präsentieren ihr Debütalbum in der Sargfabrik, Ash My Love kapern mit neuen Blues-Garagenpunk-Hymnen das Gartenbaukino und das Brüderduo Safari spielt überschäumenden Tropical Pop im Fluc. Das Celeste lauscht dem Chicagoer Disco- und House-Spezialisten Chrissy, Whyt Noyz setzt im Sass auf Minimal Techno und im Curtain servieren südamerikanische und spanische DJs wie Oscar Vazquez „Techno à la carte“. Das Duo Pleasurkraft tankt harten Techhouse in der Grellen Forelle, während Monkey Safari aus Halle es im Horst ein wenig melodisch-deeper angehen lassen und der Hamburger Stimming in der Pratersauna House mit feingeistigen Electronica-Sprengseln anreichert.

SAMSTAG: In der Grellen Forelle beschwört das Düsseldorfer Kraut-Electronica-Duo Die Wilde Jagd erst winterliche Geister, danach feiert DJ Call Super den größtmöglichen Eklektizismus zwischen Avantgarde-Techno, Ambient, Deep House, Space-Sounds und luftiger Electronica. Die Canyoudigit-Crew trifft im Opera Club mit Grime, Juke und hybrider Clubmusik auf Sanatruja & Toner aus Barcelona und der französische DJ Ben vedren kitzelt im Sass den Funk aus minimaleren Technospielarten.


Flyer der Woche ausgesucht von Lisa Kiss