Wo ist die Utopie? Alles oder nichts, jetzt oder nie


KATHARINA SEIDLER

15.06.2017

Die Repolitisierung des Dancefloors als Ort, an dem man nicht nur dem Hedonismus frönt, sondern an dem sich eine gesellschaftliche Idee von Freiheit, Gleichheit, Schwesterlichkeit verwirklicht, ist derzeit immer öfter Thema im Wiener Nachtleben. Zuletzt zeigte das Hyperreality Festival, wie das mit der hierarchielosen Gleichstellung im Organisationsteam, im Line-up und auch im Publikum aussehen kann (nämlich: super!), und nun gibt es mit dem Club Utopia 3000 eine neue Partyreihe, die laut Manifest den Egalitarismus über alles stellt. Die Einstandsutopie fand ganz gegenkulturgemäß im EKH statt, mit nichts weniger als fantastischen Live- und DJ-Sets. Auf der Bühne brannten Kerzen, über dem Floor schwebte eine Libelle aus Metall, freundliche Menschen verteilten Äpfel, wir stolperten im Dunkeln, schlugen uns die Knie auf und tanzten trotzdem bis in die Früh weiter zu rauschigem Techno, Industrial, Electronica, Musik ohne Grenzen. Es ist der Beginn von etwas Großem.

VORSCHAU

DONNERSTAG (15.6.): Ausgeklügelte Liveelektronik mit Visuals aus der Zukunft erlebt man bei Patrik Lechner, Norbert Unfug und Dumb:Ugly in der Grellen Forelle, während das Kollektiv Motherdrum im Rhiz zwischen freejazziger E-Musik, Freistil-Postrock und Electronica-Eruptionen oszilliert.

FREITAG: Das Magazin The Gap wird 20! Im Fluc gratulieren Mavi Phoenix, Mile Me Deaf, Euroteuro und Ana Threat. The Telly und Denice Bourbon verwandeln den Club-U in einen psychedelischen Dancefloor, und die Techno-House-Tausendsassas Pulsinger&Irl performen ihre Platte „Mud“ in der Grellen Forelle. Der britische Produzent und DJ Ray Mang erfüllt das Rhiz mit allerfeinstem Disco, House, Funk und anderen Euphorie-Schüben, und die Wiener ADHS Band bringt im Kramladen 90s-Rave, Drum ’n’ Bass, gesprochene Stimme und Blockflöte zusammen.

SAMSTAG: Das brasilianische Partykollektiv Voodoohop mixt im Performeum
schamanistische Rituale mit Electro und entschleunigtem Techno. Die Partyrocker Bonaparte streuen dem Poolbar Festival in der Ottakringer Brauerei
Konfetti, DJ Sotusura droppt experimentellen Hip-Hop im Celeste, die deutschen Clubmusik-Stars Tiefschwarz kommen in die Pratersauna, und Berghain-Resident Boris bringt dunklen Techno in die Grelle Forelle.

MITTWOCH: Die Akademie der bildenden Künste wird 325 und bekommt hochkarätige Ständchen von Elektro-Genderbending-Popstar Peaches und Electric Indigo.


Flyer der Woche ausgesucht von Lisa Kiss