Die Hyperreality ist die bessere Wirklichkeit


KATHARINA SEIDLER

01.06.2017

Es ist der letzte Abend des Festivals Hyperreality, der neuen Clubschiene der Wiener Festwochen, und im Simmeringer Schloss Neugebäude performt die schwedische Musikerin Tami T. Sie hat ihr selbstgebautes Instrument um, und es ist, kein Scherz, ein Strap On, den sie wie eine Art Steeldrum mit einem Drumstick beklopft. Wir sehen uns auf dem Dancefloor um. Die strahlenden Gesichter gehören zum großen Teil Frauen, jungen und alten, aufgestylten und ungeschminkten, dreadlockigen, geföhnten und kahlrasierten, jubelnden Freundinnengruppen, die schon zu Beginn der Nacht ausgelassen tanzen und die Texte der Queer-Community-Heldin Tami T. auswendig können. Hier beim Festival, wo es keine gegenderten WCs gibt, wo die Hälfte der Acts nicht-männlich ist und die Hälfte-Hälfte-Regelung auch im Produktionsteam und bei den Securities umgesetzt wird, wurde ein Ort geschaffen, an dem sich alle Party-Menschen wohl und sicher fühlen können. Der Begriff Hyperrealität beschreibt eine idealere Version der Wirklichkeit. Im Schloss Neugebäude wurde sie vier Nächte lang wahr.

VORSCHAU

DONNERSTAG (1.6.): In der Philiale im Gartenbaukino eröffnet das Festival VIS – Vienna Shorts mit FM4-La-Boum-Deluxe-DJs und im Rhiz lüften die lokale Multimedia-Popperin Squalloscope und der US-Psychedelik-Sprechgesang-Indie-Folker Andy The Doormbum den Wolkenvorhang.

FREITAG: Der Exotikplatten-Spezialist Sebastiao de los Miedos fliegt mit Vinylschätzen von Calypso bis Dub und orientalischer Disco aus Lissabon ins Celeste, Dominik Eulberg verlegt Techno und House im Flex und der Münchner DJ Skee Mask erforscht die dunklen Grenzbereiche von Techno in der Grellen Forelle. Allbartross erfüllt das Elektro Gönner mit Disco, House und Electro und schmeißt gleichzeitig eine Party im Opera Club mit Nego Yokte und seinem funky Soul, (Nu-)Disco und Old-School-House.

SAMSTAG: Das Techno-Rap-Wunder Koenig spielt im Rhiz, im Wuk feiert der Elektronik-Pop-Superproduzent Wandl den Release seines ersten Albums, im Prime vertreten Denoir und Dryman die Prager Grime-Szene und nthng aus Amsterdam hüllt das Werk in Schallwellen aus ätherischem House, Techno und cineastischem Ambient. Das VIS-Festival feiert im Celeste, Bella Sarris aus Sydney droppt deepen Techno in der Pratersauna und von The Exaltics bekommt man in der Grellen Forelle dunklen Electro und (Acid) Techno serviert.


Flyer der Woche ausgesucht von Lisa Kiss