Sagen Sie nicht Afterhour dazu: Club 52 Degrees


KATHARINA SEIDLER

23.03.2017

Wir haben diesen Moment immer gefürchtet, wenn man aus dem Club tritt und einen das Sonnenlicht daran erinnert, dass andere Leute gerade zur Arbeit gehen. Dementsprechend waren Afterhour-Partys nie etwas für uns, aber eine solche will die neue „Morning Matinee“ des Clubs Meat Market sowieso nicht sein. Unter dem Titel 52 Degrees hat Gerald van der Hint, der derzeit umtriebigste Veranstalter der Stadt, einen neuen Tagesclub gegründet, der nach Berliner Vorbild nicht (nur) übriggebliebene Nachtschwärmer, sondern vor allem ausgeschlafene Musikliebhaber in die Grelle Forelle lockt. Das Konzept geht an diesem ersten Samstag gut auf. Euphorische Techno-Fans tanzen trotz Tageslicht, als sei es vier Uhr früh. Die gelbe Glasfront an der Seite des Dancefloors verwandelt das Regenwetter von draußen in warmes Sonnenlicht, und da die Party um 20 Uhr endet, kann man sogar den Sonntag noch katerlos für andere Wochenendaktivitäten nützen.

VORSCHAU

DONNERSTAG (23.3.): Im Celeste läuft erst der Andreas-Dorau-Film „Die Rache“ von 1982, dann verlegen Shit Vicious Musik von New Wave bis „deutschen Expressionismus“. Im Sass treten die alten Clubmusik-Brothers-in-Arms Ken Hayakawa und Crazy Sonic an die Plattenspieler, und im Au gibt’s Oldschool-Electro und Breakdance.

FREITAG: Der Club Schwarzbrot hat den Kendrick-Lamar-Kollaborateur Nosaj Thing als Beatjongleur zwischen Hip-Hop, Sirup-R’n’B, schillernder Club- und Popmusik in die Fluc Wanne geladen. Demuja aus Salzburg zeigt sich im Celeste als versierter Kenner von allen Facetten der House Music, AC/Boy und Cigomatic bringen im Au Industrialtechno und Experimentalelektronik zusammen, und J0J0Todos und der Club Sir3ne huldigen im Fluc Techno und vertracktem Bass. Der feine Experimental-Hip-Hop-Club Wolkenvorhang präsentiert im Rhiz das neue Album von Parkwächter Harlekin, Sirius & Darktunes verhexen das Marea Alta mit 70s-Disco-Funk und Queer Nrg, und der Techno-Priester DVS1 predigt in der Grellen Forelle.

SAMSTAG: Bei Fixstern im Celeste ist der holländische Produzent Betonkunst vom Spitzenlabel 1080p zu Gast, der es schafft, Electro und IDM gleichzeitig verträumt und dunkel klingen zu lassen. Thomas Melchior verwebt im Sass Minimal House mit funkigeren Sachen, der Club Malefiz verwandelt die Fluc Wanne derweil in eine große, bunte Elektro-Pop-Tanzhöhle, und die Hamburger Performancetruppe HGich.T veranstaltet in der Grellen Forelle ihr jährliches Dada-Acid-Rave.


Flyer der Woche ausgesucht von Lisa Kiss