KATHARINA SEIDLER —
16.02.2017
Darf an dieser Stelle auch einmal ein Lokal im Speziellen mit Lob und Danksagung bedacht werden? Ja, es darf. Das Celeste in der Hamburgerstraße im fünften Bezirk ist ein nahezu idealtypischer Ausgeh-, Abhäng- und Rumstehort. Für Leute, denen die Großraumdisco und der Technotempel zu viel ist und vertrackte Abstraktions-Elektronik für Galerie und Kunstinstallation auf Dauer dann doch zu theoretisch. Ja, der Sound ist nicht so mächtig wie im Berghain, und im Sommer ist es so, wie es im Sommer eben ist: heiß. Das Celeste aber besticht durch den punkigen Charme, die Menschen, die auf der Tanzfläche schwitzen, und die guten Leute, die da arbeiten und Programm machen. Statt eines durchformatierten TechHouse gibt es hier Probebohrungen an den Außenzonen des Dancefloors und das Erforschen neuer Tendenzen der Clubkultur. Experimental-Hip-Hop und Outsider-House, Sci-Fi-R’n’B und Disco aus anderen Zonen. Abenteuerlust, und trotzdem knallen regelmäßig die Korken. Party mit Bildungsauftrag – muss gar nicht öde klingen.
VORSCHAU
DONNERSTAG (16.2.): Die Wiener Band Wealth präsentiert im Rhiz ihr Debüt. Synthesizer, Drums, Post-Everything-Elektronik, Abstraktion und Groove.
FREITAG: Moogle und Laminat nennen ihren Abend im Elektro Gönner Total 1: ein stilvolles Hochlebenlassen von Tanz-Elektronik der frühen Nullerjahren als Würdigung von Labels wie Kompakt, BPitch Control und International Deejay Gigolos. Bei Service im Celeste ist der Grazer DJ Simon/Off zu Besuch. Wildstyle. Bei der Meuterei in der Grellen Forelle steht der Kölner Rob Acid an den Geräten. Techno mit feinstofflicher Note. Bei Howlin im Fluc kommen Garagen-Rock, 60er-Psychedelik, Soul und Funk aus den Boxen, und im Rhiz bittet Gerhard Stöger zu 1000 Takte Tanz – mit dem Postpunk-Erneuerer Bruch als Liveact.
SAMSTAG: Die Veranstaltungsreihe Bloodbeat im Au bringt tanzbaren Postpunk, Minimal Wave und Dark Disco. Im Rhiz steht die wunderbare DJ Marcelle an den Plattentellern. Bei ihr ist alles möglich, im besten Sinne. Von Knister-Elektronik und Techno über Afrobeat und Jazz bis hin zu Dub und Disco. Der Zirkus Maximus im Celeste hat den Hamburger DJ Matt Moroder geladen, einen Experten für Bizarro-Disco und Weirdo-Pop. Der Transformer im Fluc widmet sich schrottiger Proto-Elektronik und Tapedeck-Punk, und bei A+ in der Künstlerhauspassage huldigen DJ Glow und Kollegen dem großen Geist von Acid House.
Katharina Seidler urlaubt gerade. Vertretung: Philipp L’Heritier
Flyer der Woche ausgesucht von Lisa Kiss