One man’s trash is another man’s treasure


KATHARINA SEIDLER

09.12.2016

Menschen, die Popsongs als „Trash“ bezeichnen, nennen wohl auch Lieblingslieder, die nicht von der B-Seite einer japanischen Jazzcore-Band stammen, „guilty pleasures“. Beide Begriffe waren lange Zeit nicht kaputt zu kriegen, und umso schöner war es, als das ironiefreie Feiern zu chartserprobter Popmusik irgendwann endlich in der coolen Clubwelt angekommen ist. Partys wie der Club Katastrophe, On Fleek oder Malefiz stehen in Wien hoch im Kurs und stellen Bass Music, Grime und Cloud Rap gleichberechtigt neben Songs von Britney Spears oder Königin Beyoncé. So erklingen am Samstag bei femtrails x Katastrophe zum vielleicht ersten Mal Cher und Christina Aguilera im Elektro Gönner, und keiner findet das seltsam. Irgendwann spielen die DJs den Track „Alexander Van der Bellen“ der heimischen Hip-Hopper Mirac, DemoLux, P.tah & Con, um die Tanzenden ans Wählen zu erinnern. Es zeigte offenbar Wirkung. Ein gutes Wochenende.

VORSCHAU

DONNERSTAG (8.12.): Die Barock-Electropopper Johann Sebastian Bass greifen in der Fluc Wanne in die Tasten und Worst Messiah haucht aus dem DJ-Iglu im MQ Soul, Hip-Hop und Artverwandtes.

FREITAG: Der Club Hope X beweist mit dem Booking der Berlinerin Jasss in den Club Titanic feinsten Geschmack und Zeitgeist in Sachen Sounddesign, Techno, obskurer Punk und weltmusikalischer Freestyle, ebenso der Club Hours, der im Werk auf Mr. Ties und sein unfehlbares Wissen um House, Disco und Plattenkleinode aus aller Welt setzt. Im Fluc präsentieren die Analogtechno-Supertypen Dan Lodig & Martin Sovinz ihr Projekt /DL/MS/ vor ihrer Hezekina Pollutina Labelchefin G.Rizo. 20 Years of Hip Hop zieht mit Suff Daddy und DJ Stylewarz den Hut vor dem Cafe Leopold, während in der Grellen Forelle Icicle einen Drum-’n’-Bass-Sturm entfesselt und der Züricher Sabb in der Pratersauna an der Schnittstelle von House und Techno werkt. Außerdem verlegen Giorio und Kobermann tanzbare Ecken und Kanten im Elektro Gönner.

SAMSTAG: Der dunkle Lord Blawan pumpt mit Strenge und Eleganz Techno in den Bauch der Grellen Forelle, Whyt Noyz aus dem Hause Minus Records geht es im Sass derweil minimaler an. Im Cafe Leopold erklingt Rap – bursting with fruit flavour – der coolen Kids Cakes Da Killa und Yung Internet, während der Clubduzz das Celeste mit Hanna und PDF and the Acrobats in eine wohlige Wolke aus Bass Music, Electronica und Hip-Hop hüllt.


Flyer der Woche ausgesucht von Lisa Kiss