KATHARINA SEIDLER —
08.09.2016
In unserer Kindheit waren Straßenfeste untrennbar mit Hüpfburgen, VHS-Abverkäufen der Bezirks-Videothek und Konzerten lokaler Coverbands verbunden. Es sind keine schlechten Erinnerungen, und doch freuen wir uns, dass die heutigen Grätzelfeste immer öfter in die Nähe cooler New Yorker Block-Partys rücken – das Soho in Ottakring etwa verbindet das Zusammenkommen der Bezirksbewohner seit jeher mit Indie-Konzerten und DJ-Sets. Kommendes Wochenende lässt das Reindorfgassenfest junge Stadtbewohner die Gürtelgrenze überqueren. Am Freitag und Samstag spielt dort nicht nur der Songwriter-Darling Der Nino aus Wien, sondern es gibt auf verschiedenen Freiluftbühnen auch Postpunk von Crystal Soda Cream, Trash-Rock-’n’-Roll von Ana Threat oder Punkpop von Aivery und Just Friends and Lovers. Cooler geht Spätsommer kaum.
FREITAG: Radio Orange wird 18, und bei seinem Geburtstagsfest im Celeste ist das Programm wie gehabt exzellent: Die Londoner Musikerin Nkisi betreibt mit NON Records eines der spannendsten Labels der Gegenwart für Musik aus der afrikanischen Diaspora, und die heimische Beatbastlerin DNYE und die Performancekünstlerin MC Rhine präsentieren erstmals ihr gemeinsames Projekt Wien Diesel. Im Opera Club bei Half-Life Vienna zucken die Rave-Stroboskope der Berliner Adam Kaplan, DJ Zenith und Tearz, der Club Localize! im Sass stellt den Wiener Deep-Technologen Matt Mor als vielversprechenden Newcomer aufs Podest, und die Drum-’n’-Bass-Party Switch feiert mit Upgrade in der Auslage seinen neunten Geburtstag. Im Fluc reichen einander weibliche MCs und DJs von Alice D bis Samira Dezaki das Mikro, während unten in der Fluc Wanne die Crew des Meat Market zu Berghain-Techno von Somewhen die Hände in die Luft wirft. Im Werk setzen Dan Lodig und Moxx auf „Pure Viennese Techno“, und auf dem Karlsplatz treffen über 100 Straßenkünstlerinnen und -künstler beim Buskers Festival zusammen, wo sich zwischen Musik, Straßentheater und Kinder-Action ebenfalls schöne Spätsommertage verbringen lassen.
SAMSTAG: Tolles Doppelbooking: Der Club A made up reality holt die japanische Aufsteigerin Powder und ihren Landsmann 5ive vom Duo cos/mes, beide aus dem Umfeld des New Yorker Superlabels ESP Institute, und deren feingeistigen, differenzierten House in den Opera Club. Im Celeste präsentieren Testa und Olinclusive beim Clubduzz experimentellen Hip-Hop und dessen Freunde.
Flyer der Woche ausgesucht von Lisa Kiss