Wo ist die Euphorie? Beim Primavera in Barcelona


KATHARINA SEIDLER

09.06.2016

We can’t have parties like in Spain where they go all night“, singt James Murphy in seiner Antiheimathymne „North American Scum“. Diese Nummer wird es zwar nicht in die Top 20 der besten Songs seiner Disco-Not-Disco-Postpunk-Unternehmung LCD Soundsystem schaffen, die Realität benennt sie aber ganz gut: Spanien versteht es zu feiern. Den neuerlichen Beweis dafür haben wir uns vergangenes Wochenende beim viel umjubelten
Primavera Sound Festival in Barcelona abgeholt. Dort kehrten nicht nur LCD Soundsystem wenig überraschend souverän nach ihrer nur fünfjährigen Bandpause auf die großen Bühnen Europas zurück, es stieg auch die britische Göttin PJ Harvey zur Erde hinab, um nichts weniger als ein Konzert des Jahrzehnts zu spielen. Die ingesamt knapp 200.000 Gäste scheinen sich im riesigen Festival-Line-up bestens auszukennen und singen gerne Texte mit, sie filmen kaum mit dem Handy und treten auch bei den frühen Acts bereits zum ungehemmten Musik-Genießen an. Wir kommen wieder, denn besser geht’s kaum.

VORSCHAU

DONNERSTAG (9.6.): Die Strudlhofstiege wird ab 15 Uhr zur Konzertbühne für die Jazzwerkstatt. Das Sass lässt es mit dreitägigen Feierlichkeiten zu seinem neunten Geburtstag krachen, heute etwa mit Techno und House von Robert Babicz, und im Opera Club wird Total Freedom etwas von der fordernden Magie seines letzten DJ-Gigs in Krems zwischen Pop, Hip-Hop, Clubmusik und Soundschnipseln wiederholen.

FREITAG: Im Celeste findet nach dem Fußball eine The Gap-Party mit Elektro Guzzi an den Turntables statt. Die Modeklasse der Angewandten trifft sich im Mirakel zum Konzert der tollen MC Rhine, im Roxy ist Disco-Nacht, und der Club Erdbahnkreuzer lotet im Club Titanic mit Ron van de Kerkhof vom holländischen Label Knekelhuis die intergalaktischen Weiten von Techno, Electronica, Wave und Geräusch aus. Ein anderes Amsterdamer Projekt, nämlich das Duo Detroit Swindle, droppt im Sass verspielten House, Disco, Funk und Soul, während ravebegeisterte Technojünger zu Johannes Heil in die Grelle Forelle schauen.

SAMSTAG: Mit sicherer Hand verbindet die Kalifornierin Tokimonsta beim Club Schwarzbrot im Café Leopold Hip-Hop, House, Pop, Trap und R&B. Der schwedische Prins Emanuel entführt die Basic-Rhythm-Crew im Curtain auf einen Pfad durch exotischen Funk, House und spacige Percussions, die Grelle Forelle wird für die Technologen Dax J und Tadeo zum Fish Market und das Sass zum Techno-Tanzparkett für André Galluzzi.


Flyer der Woche ausgesucht von Lisa Kiss