Altes Thema: Diversität hinterm DJ-Pult


KATHARINA SEIDLER

31.03.2016

Ein Wiener Partyveranstalter berichtet auf Facebook von der Vertragsbedingung eines von ihm angefragten männlichen DJs: „Elektronische Musik mag männerdominiert sein, aber es gibt tonnenweise gute DJs, die keine Männer sind. Ich werde ausschließlich auftreten, wenn im Line-up auch ein/e weibliche, trans oder nicht-binäre/r DJ vorkommt.“ Das klingt nach einer harten Aussage, aber es ist ein pragmatischer Ansatz in Zeiten, in denen das Bewusstsein vieler Protagonisten des Nachtlebens für Diversität hinter dem DJ-Pult noch immer nicht geschärft ist. Natürlich hätte eine fixe Quote beim Buchen von Clubnächten einen mehr als bitteren Beigeschmack, aber ein wenig gründlicher umschauen könnten sich viele Booker durchaus, und auch einige der Reaktionen auf das Posting beweisen die Notwendigkeit der Maßnahme: „Ich lass einfach meine Haare offen“ oder „Go-go girls zählen wohl eher nicht“. Der Weg ist noch lang, seufz.

VORSCHAU

DONNERSTAG (31.3.): Auftakt zum Fairlight Festival im Heuer mit Roboter-Elektropop von Flut und Powernerd. Im Elektro Gönner vermischen Misonica, Lilian und MMIO Rohes mit Sanftem und im Celeste malt Objekt 16 mit zartem Ambient.

FREITAG: Bei ihrem Konzert im Brut betreibt Mary Ocher elektro-poppigen Schamanismus zwischen Dada, Punk und Afrobeat. George Thompson schlägt in der Grellen Forelle Brücken zwischen Techno-Sounddesign und indonesischen Field Recordings, Raw Ambassador steigt aus einem Techno-Verlies zur Sama Recordings-Party ins Einbaumöbel, und Sam Irl, Spezialist für funky, angejazzten House, präsentiert im Celeste sein erstes Album. Ebenfalls bezaubernd ist der schwedische House-Feinschmecker Baba Stiltz, der im
Curtain den zweiten Fairlight-Tag bestreitet. DasBach bekommt ein Geburtstagsständchen von den „Brachialchansonniers“ Captain Knife, und bei Olinclusive und Mallone treffen im Werk Hip-Hop und Techno aufeinander.

SAMSTAG: OMG: Der japanische House-Pionier Soichi Terada blickt im Cafe Leopold auf seine über 25-jährige Karriere zurück. Elektro Guzzi und Toju Kae zeigen im Werk, wie eine Live-Techno- bzw. eine feinfühlige Post-Step-Show aussehen kann und sollte, die FM4-Hosts Makossa und Megablast nehmen im Celeste die eintausendste (!) Folge ihrer „Swound Sound“-Sessions auf, und H∆NN∆xD!ZZY beschallen das Curtain mit funky Hip-Hop und Bass Music. Im Fluc zeigt der US-amerikanische Gitarren-Noise-Improvisator Alan Licht seine Kunst, bevor der Club Howlin Garagen-Rock-’n’-Roll serviert und unten in der Fluc Wanne Paleman die Gemeinsamkeiten von Techno, Bass, House und anderen rohen Drumpatterns herausarbeitet.

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Flyer der Woche ausgesucht von Lisa Kiss