Bliss im F.23: Eine Reise in die Hyperrealität


KATHARINA SEIDLER

10.03.2016

Freitag der Abenteuer: Wenn der Club Bliss eine „Hyperreality“ ausruft und mit einem irrwitzigen Line-up und Fotos einer verborgenen Location lockt, fährt man auch gern mit dem Taxi an den Stadtrand, um in einer ehemaligen Sargfabrik in Atzgersdorf zu feiern. Während die Nebelmaschinen unermüdlich pusten, versuchen wir uns in den hintereinanderliegenden Betonräumen der F.23 zu orientieren, entdecken eine improvisierte Bar, an der man sich seinen Dosenbierpreis erwürfeln kann, und ein kleines Zimmer, in dem im dichten roten Rauch eine Art mexikanische Totenzeremonie vertont wird. Auf dem Hauptfloor brettert DJ Stingray aus Detroit durch ein oldschooliges Electro-Set. Es ist eine Nacht ohne Türpolitik, Backstage oder Gästeliste, im Nebel sind alle Menschen gleich, und als wir irgendwann erschöpft in den anbrechenden Morgen stolpern, hat es sich wirklich wie eine Reise in eine bessere Wirklichkeit angefühlt.

VORSCHAU

DONNERSTAG (10.3.): Im Depot diskutieren unter anderem Electric Indigo und klingt.org-Gründer Dieb13 über den Plattenspieler als Instrument, und Neomodern und Tamara Dinka verlegen im Elektro Gönner Techno, Wave und andere dunkle Sachen.

FREITAG: In der Grellen Forelle kann man darauf hoffen, dass der Techno-Gigant Josh Wink seinen Jahrzehntetrack „Don’t Laugh“ aus 1995 noch mag. Der deutsche Hip-Hop-Journalist und Sympathieträger Falk Schacht verlegt Deutschrap im Loft, Hip-Hop-affine Künstlerinnen von Fury One bis Le Cat treffen bei Femme DMC im Fluc aufeinander, und der Londoner Hip-Hop-Freidenker Infinite Livez spielt ein Impro-Set im Rhiz. Bei Becs im Celeste werkt mit Jung an Tagen ein Mann, der zwischen polyrhythmischem Sounddesign und Tanzbarkeit alles verstanden hat, Renart und Hajj versprühen deepen Techno im Opera Club, und mit Heap im Curtain und Fritz Plöckinger im Sass zeigen Wiens beste Plattendealer selbst ihr Können.

SAMSTAG: Im Tanzquartier gibt es in Kooperation mit Sound:frame lauter super Sachen: Elektronischer Pop trifft auf Sinustöne, Lichtkunst, Beats und Tanz, u.a. mit Planningtorock, Ryoji Ikeda, Cid Rim und Chris Haring. Pearson Sound, Experte für all things rhythm von Bass Music über Techno bis Grime, lädt zu Tiefentanz ins Werk, Shifted fährt in der Forelle schweres Techno-Geschütz auf und Money Boy und Hustensaft Jüngling prosten einander im Wuk zu. Außerdem: Samplebasierter, instrumentaler Hip-Hop von Persian Empire im Celeste, futuristischer Proto-Techno bei Hypnotic Dyscotic im Fluc.

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Flyer der Woche ausgesucht von Lisa Kiss