KATHARINA SEIDLER —
04.02.2016
Man muss ja nicht gleich vom „Ende einer Ära“ sprechen, aber als Homebase oder auch Sozialisierungsort eines großen Teils der aktuellen Wiener Partyszene sowie als Anlaufstelle für unzählige internationale Acts ist die Bedeutung der Pratersauna
unbestritten. Sie war es auch, der die Stadt einmal die oft zitierte Adelung als „neues Berlin“ verdankte. Am letzten Wochenende vor der Neuübernahme hat sich der Club ein wahnwitziges Allstars-Lineup sowie am Freitag die sogenannte „Golden Schöpfer Awards“-Verleihung gegönnt. Vergoldete Saunalöffel-Trophäen gingen etwa an den „größten Getränkebon-Schnorrer“ oder die „größte Verlustparty“ der letzten sieben Jahre, und die gesamte Gala war genauso sympathisch, schrullig und liebevoll wie der Club selbst. Zum Abschluss sang Louie Austen „My Way“ und dann noch seinen Hit „Hoping“: „I was hoping you’d ask for dancing“. Das ließen sich die Wiener Nachteulen nicht zweimal sagen – der so euphorische wie ekstatische Abschiedsmarathon der Pratersauna sollte letztlich bis weit in die Nacht des Sonntags hinein dauern.
VORSCHAU
DONNERSTAG (4.2.): Der Budapester Produzent Gnork scheint seinen Deep House für den Club Haedensa im
Celeste direkt aus dem Weltall zu beziehen, während sich die Liebe zum Kosmos bei [ESC][ATT] im Elektro Gönner in Form von Wave und spacigem Post-Punk äußert.
FREITAG: Das Wiener Duo Buffered Multiple (ehemals Microthol) spaziert in der Grellen Forelle durch seinen Analogmaschinen-Park aus Techno, Electro und Acid House, im Flex ist mit dem Briten Boddika ebenfalls ein Synthesizer- und Beatmaschinen-Kenner am Werk. Alex The Flipper spielt im Fluc Electronica, die auch Pop und Hip-Hop nicht abgeneigt ist, Simon Le Bon verlegt House von Afro bis balearisch im Curtain, und der Club Desiree verwandelt das Celeste in einen Soul-, Funk- und Discohimmel. Die Prasselbande macht den Opera Club unsicher, und Melodiesinfonie entspannt im Cafe Leopold mit funkigem Jazz und zurückgelehnter, hip-hoppiger Electronica.
SAMSTAG: Der ehrenwerte A Thousand Fuegos präsentiert im Rhiz neues Material. Den 2000s Club im Loft bespielen Nvie Motho und Judith Filimónova von Fijuka, die freigeistigen Techno-Spezialisten rund um das Label Bare Hands treffen sich im AU, im Heuer jongliert der Brite Ohjaye mit UK Garage, 2-Step und Broken Beats, und im Cafe Leopold sind DJs aus dem Umfeld des Fairlight Club dazu eingeladen, Stile aufzulegen, die sonst nicht ihr Stammgebiet sind.
Flyer der Woche ausgesucht von Lisa Kiss