Krise? Vorerst ist davon kaum etwas zu merken


KATHARINA SEIDLER

14.01.2016

Wir wollen das neue Nachtleben-Jahr mit guten Nachrichten beginnen. Die Partyszene meldet sich mit voller Wucht zurück, alleine das kommende Wochenende fordert Freunden der Tanzmusik wieder ab, sich ihre Kräfte penibelst einzuteilen. Von Krise ist vorerst keine Spur. Die Pratersauna lässt es in ihrem letzten Monat mit einem allabendlichen Deluxe-Programm krachen und soll bereits im März unter ihren neuen Geschäftsführern wieder eröffnet werden. In der Kantine, die diesen Samstag ihre Zelte im Alten Zollamt abbricht, spricht man bereits von einer neuen Venue am Ring für tausend Leute. Das Fluc blickt im Kurier auf ein sehr erfolgreiches Jahr 2015 zurück und resümiert: „Nischen machen sich bezahlt.“ Dies trifft auch auf den Kunstraum mo.ë für experimentelle Kunst und Kultur zu, der sich entschlossen hat, seinen Standort in der Thelemangasse im 17. Bezirk nun doch nicht kampflos aufzugeben. mo.ë bleibt und: Kampf der Krise!

VORSCHAU

FREITAG: Im Rhiz darf man keinesfalls Cavanaugh verpassen, das gemeinsame Konzept-Projekt der Rapper Open Mike Eagle und Serengeti: nachdenkliche Reime, dunkles Storytelling, feingliedrige Beats. Im Club Titanic stellt das spitzenmäßige Wiener Techno- und Dark-Wave-Label Neubau Records seinen ersten Release von Aufgang B und Toulouse Low Trax vor, und der US-House- und Deep-House-Gigant Kerri Chandler verabschiedet gemeinsam mit gefühlt vierhundert anderen DJs den Strom Club aus der Pratersauna. Das heimische Livetechno-, Electronica- und Twisted-Pop-Projekt Austrian Apparel entert die Grelle Forelle, und die F*cken-Plus-Crew buchstabiert T-e-c-h-n-o im Werk.

SAMSTAG: Auf sechs Stages und mit 50 DJs von Philipp Straub bis Disaszt feiert die Kantine Abrissparty. Im Curtain entdeckt man bei Vihanna mit der österreichisch-stämmigen, in Barcelona lebenden Produzentin Zora Jones einen Stern der Zukunft: verfremdeter Juke, silbrig-glänzende Stimmschichtungen zwischen Bass- und Minimal Music. Atemlos durch die Nacht geht es weiter mit dem schwedischen Maschinentechno-Duo Skudge und der Berliner Techno- und House-Königin Maayan Nidam bei Pompadour in der Pratersauna, während der Electronica-Formenwandler Toju Kae im Fluc in die Tasten greift. Im Brut vertont der Hamburger Diskurs-Elektropopper Knarf Rellöm unter anderem die „Autobiographie einer Heizung“, die Vorarlberger DJ-Crews Soundterrasse und Stadtpark Musik tun sich beim Ländle Takeover im Sass zusammen, und die reformierten Wiener Hip-Hopper Waxolutionists geben in der Grellen Forelle das DJ-Trio.

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Flyer der Woche ausgesucht von Lisa Kiss