KATHARINA SEIDLER —
06.08.2015
Normalerweise läuft Auflegen so: Man kommt hin, ordnet in Ruhe bei den CDs herum, wärmt eine Stunde auf und sieht dann in etwa, wohin die Nacht noch führt. Beim Impulstanz Festival, das jeden Sommer Nacht für Nacht sein Partyquartier im Burgtheater Vestibül bezieht, ist alles etwas anders. Als wir am Freitag um 22.00 Uhr, gesundheitlich leicht angeschlagen, Stellung hinter dem DJ-Pult in tropischer Hitze beziehen, warten einige Leute bereits vor der Tür. Um 22.01 Uhr tanzt der erste Besucher in Richtung Bar, eine halbe Stunde später hat sich auf der bummvollen Tanzfläche ein Moshpit gebildet, in dem die Menschen Hebefiguren vollführen und einander anfeuern. Es ist eine Crowd wie aus dem Bilderbuch, die jeden Übergang jubelnd begrüßt, kunstvoll tanzt und überaus freundlich ist. Wir dürfen uns eine Nacht lang so fühlen wie ein richtiger, erfolgreicher DJ und sind fast versucht zu sagen, dass es das wert war: Diese Kolumne tippen wir im Arzt-Wartezimmer.
VORSCHAU
Donnerstag (6.8.): Spezialempfehlung: Die Post-Punkpopper Ought spielen im Chelsea. [ESC][ATT] und Sirius & Darktunes verlegen im Elektro Gönner Synth Wave und elektronische Sachen und der Club Fresh Meat lädt junge DJs wie Fabiano José an die Plattenspieler im Sass.
Freitag: Ein schönes Programm hat das Kunst-am-Kanal-Festival im Werk zusammengezimmert: An zwei Abenden spielen Bands wie Chili and the Whalekillers, dazu gibt es DJs, Lesungen, Filme und Kinderprogramm. Jonas Kopp schickt das Flex auf einen Techno-Trip, Shaded alias Shdwplay prescht in der Kantine mit druckvollem, minimalem Techhouse auf die Tanzfläche und die Disco-Dons Janefondas reiten ins Sass ein. Die Vollkontakt-Drum’n’Bass-Crew in der Fluc Wanne hat Jubei und SP:MC aus UK zu Gast und den Free Friday in der Grellen Forelle hosten die Menschen des heimischen House- und Technolables Do Easy Records, während das italienische Duo Hunter/Game in der Pratersauna Techno mit Electronica und Ambient kurzschließt.
SAMSTAG: Werk, Tag 2: Erst schmeckt die Musik von Ash my love und Wild Evel & The Trashbones nach Whiskey und Wüste, dann vertont Hodge nächtliche Science-Fiction-Welten an der Schnittstelle von Techno und Bass Music. In der Grellen Forelle gibt es retrofuturistische Synth-Soundscapes von Perturbator und der Club Praterei beweist sich in der Pratersauna wie immer als Anlaufstelle für erstklassigen House, heute mit freigeistigem Funk-Einschlag von Maghreban und mit New Wave- und Electro-Schlagseite von Privacy.
Flyer der Woche ausgesucht von Lisa Kiss