ANNA GOLDENBERG —
06.05.2019
Sie ist eine Internetkonferenz, und zwar Europas größte, und setzt sich mit digitalen Gesellschaftsthemen auseinander: die Re:publica. Was hier geschieht, zeigt deshalb ganz gut, womit sich die digitale Gesellschaft gerade auseinandersetzt. Auf dem riesigen Konferenzelände, einer ehemaligen Berliner Poststation, tummeln sich von 6. bis 8. Mai 2019 drei Tage lang rund 20.000 Menschen. „Too long didn’t read“ ist das Thema, in der Halle sind riesige, beschriftete Papierbögen gespannt, Taschen, Plakatwände und Armbänder mit Text versehen. „Der Kraft der Recherche, dem Wissen und der Kontroverse“ sei das gewidmet, so die Veranstalter.
Das Motto trifft aber auch auf die Veranstaltung selbst zu. Mit 27 Bühnen, 500 Programm-Sessions und 1000 Vortragenden leidet der Besucher an ständiger FOMO („fear of missing out“). Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hält die Eröffnungsrede, der Vortrag des „Interneterklärers“ Sascha Lobo ist bereits – ebenfalls überfüllter – Fixpunkt des Programms.
Ein Schwerpunkt ist das Thema Podcasts (man befinde sich im „goldenen Zeitalter“), ein weiterer die künstliche Intelligenz (weniger gehypt als noch 2017, aber sie werde kommen und unsere Leben verändern, prophezeien die Vortragenden) sowie die Digitalbildung – ein Teil der Veranstaltungsräume sind exklusiv für Jugendliche reserviert. Vielleicht erinnert die Konferenz auch deshalb an einen pädagogisch hochwertigen Schulpausenraum für Erwachsene, komplett mit gesunden Jausenoptionen (Smoothie-Bowls, veganes Thai-Curry), vernünftigen Bewegungsmöglichkeiten (Yoga, aufgeschütteter Sand) und strikt überwachtem Spaß (Videospiele, Stoffbeutel bemalen). Wobei die meisten Menschen ohnehin über ihre Smartphones gebeugt sind.
Lesen Sie auch mein Resümee der Re:publica 2017.