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Sie müssen jetzt stark sein: Aufgrund des Klimawandels sind manche Zeckenarten früher im Jahr aktiv, neue, riesige Arten fühlen sich nun erst wohl. Grund zur Panik?
Wo andere Leute Büroklammern und Druckerpapier aufbewahren, hat Michiel Wijnveld das kleine Ding gebunkert, das seinen Alltag bestimmt; das ihn am Wochenende mit Pferdeblut hantieren lässt, ihn und seine drei Mitarbeiter mit Stofffahnen durch die Parks der Stadt wandern lässt. Aus einer Schreibtischschublade zieht er vier kleine Plastikröhrchen. In ihnen Alkohol und darin wiederum die Zeckenarten Österreichs, die es auf den Menschen und seine Haustiere abgesehen haben: Ixodes ricinus, auch bekannt als Gemeiner Holzbock, die Auwald- und die Reliktzecke. So lernen seine Studenten die drei Arten zu unterscheiden.
Vor drei Jahren hat Wijnveld seine Uni in den Niederlanden verlassen, um die Leitung des Forschungslaboratoriums Zecken und Zecken-assoziierte Mikroorganismen an der Medizinischen Universität Wien zu übernehmen. Und um eines zu verstehen: „What makes a tick tick?“ Oder übersetzt (und nur halb so humorvoll): wie die Zecken dieses Landes ticken. Wie lange dauert es etwa, bis Krankheitserreger von Zecke auf Mensch übertragen werden? Wo sind die Hotspots, an denen die kleinen Tiere, die zu den Milben, also Spinnentieren, gehören, am häufigsten vorkommen? Und: Was passiert, wenn die Winter milder, die Sommer trockener – sprich, die Folgen der Klimakrise in Österreich stärker spürbar werden?