Patient Zero der Klimakrise
Der Neusiedler See – und mit ihm die ganze Region – leidet unter Wassermangel. Landwirtschaft, Tourismus, Politik müssen komplett umdenken. Jetzt beginnt der Kampf um die knapper werdenden Ressourcen
Bedrohlich hängen die Gewitterwolken über dem Leithagebirge, wie eine schwarze Wand stehen sie da. Für viel mehr als ein paar Regentropfen wird es am Palmsonntag trotzdem nicht reichen. Während zwischen Wechsel und Semmering die Schauer niedergehen, bekommt der Neusiedler See zu Beginn der Osterferien kaum Regen ab. „Das wird wieder nichts“, seufzt Helmut Schwarz mit Kennerblick Richtung Westen.
Schwarz ist Bio-Landwirt und einer der letzten Berufsfischer des Neusiedler Sees. Die Stube seines Hofes in Oggau, am Westufer des Sees gelegen, ist ein Miniaturmuseum. An den Wänden Fotos von Riesenwelsen (einen fing er sogar noch letztes Jahr), prächtigen Zandern (die gibt es inzwischen kaum noch) und seinem Opa, Jahrgang 1903, der seine Äcker noch nach dem Prinzip der Dreifelderwirtschaft pflegte. Gänse und Rinder auf den brach liegenden Weiden gehörten damals zum Alltag in der Region.