Alles fließt
Das Life-Iris-Projekt will Österreichs Flüsse renaturieren. Wenn Flussbetten mehr Raum bekommen, profitieren Biodiversität und Hochwasserschutz
Kurz vor der Ortseinfahrt nach Oberwart, versteckt hinter dichtem Gebüsch, liegt eine kleine Schotterinsel, mitten im Lauf der Pinka. Nur Wasserrauschen ist hier zu hören, vereinzelt radeln E-Biker vorbei. Ein Stück wilde Natur, ein Erholungsraum fern der Zivilisation.
Folgt man dem Fluss von hier aus weiter Richtung Ortskern, zeigt sich allerdings ein anderes Bild: Schnurgerade verläuft der Fluss hier bis ins Zentrum, eingekesselt in Steinwände. „Das ist das Schlimmste, was einem Fluss passieren kann“, sagt Helena Mühlmann, Gewässerökologin des Landwirtschaftsministeriums. Sie hat Landschaftsplanung an der Universität für Bodenkultur in Wien studiert. „Das Ökosystem muss immer in Bewegung sein. Ein Fluss gräbt sich Ufer ab, lagert Materialien um und transportiert sie weiter.“ So entstehen Habitate für Insekten, Fische und Pflanzen. Lebensräume, die in einem fixierten, also betonierten Flussbett verschwinden.