„Orwells ‚1984‘ ist voller Sehnsucht nach der Natur“
Die US-Autorin Rebecca Solnit bricht in ihrem neuen Buch eine Lanze für die Gartenarbeit. Die Pandemie spielte dabei eine Rolle – sie zeigt aber auch, dass schon der passionierte Gärtner George Orwell Rosen für Intellektuelle salonfähig machte
Sie suchte Obstbäume und fand Rosen, als sie im Herbst 2019 auf dem Weg von London nach Cambridge in George Orwells Garten trat. Der englische Schriftsteller, der mit „1984“ und „Farm der Tiere“ zu Weltruhm gelangte, hatte im Dorf Wallington Ende der 1930er-Jahre ein kleines Haus mit Garten gemietet. Dort pflanzte er Rosen, die noch heute blühen.
George Orwell kam 1903 als Eric Arthur Blair, Sohn eines Kolonialbeamten, im heutigen Indien zur Welt, damals noch britische Kolonie. Seine Mutter entstammte einer Familie, die mit Teakholz handelte. Von 1922 bis 1927 arbeitete Orwell als Polizist des Empire in Indien, was ihn zum unversöhnlichen Kritiker des Imperialismus werden ließ. Doch auch Europa barg wenig Hoffnung auf Demokratie und Menschenrechte: Orwell erlebte zwei Weltkriege, kämpfte im Spanischen Bürgerkrieg und starb 1950, mit 46 Jahren, an Tuberkulose.