See ohne Wasser
Der Neusiedler See trocknet aus. Das Burgenland plant, ihn mit Wasser aus der Donau zu speisen. Kann das gutgehen?
Eigentlich hat er keine Lust zu warnen, sich zu sorgen. „Ich habe Vögel zählen wollen“, sagt Harald Grabenhofer. „Nicht versuchen, sie zu retten.“ Jetzt müsse er das aber. Denn sonst seien bald keine mehr da. Der 49-Jährige leitet die Abteilung Forschung des Nationalparks Neusiedler See – Seewinkel im Burgenland. Er weiß: Die Region, ihre Tiere und Pflanzen sind gefährdet.
Denn dem Meer der Wiener geht das Wasser aus. Im Frühling 2022 erreicht der Neusiedler See einen historischen Tiefstand. Schon in den letzten Jahren häuften sich die Warnungen vor und Rekorde an niedrigem Wasserstand. Jetzt, Anfang Mai, ein neuer Rekord: Seit 1965 war der Wasserstand zu diesem Zeitpunkt noch nie so niedrig. Am Neusiedler See stecken die ersten Segelboote und Schiffsschrauben im Schlamm, man fürchtet um die Einnahmen aus dem Tourismus. Der ganzen Region, den seltenen Vogel- und Froscharten im Nationalpark Neusiedler See fehlt das Wasser – und damit der Lebensraum.