Wahrzeichen und Wahrheit
Viel gerühmt und viel zerstört: Zum bevorstehenden Nationalfeiertag haben wir uns angesehen, wie es um Österreichs Symbole bestellt ist
Nach dem Verschwinden: Hoffnung im Horst
Mehrmals pro Woche fährt Wolfgang Simlinger zwischen seiner Heimatstadt Enns und der Gemeinde St. Pantaleon mit dem Rad. Als Berufsfotograf ist er gerne hier im Auengebiet: Frei von Autos oder Siedlungen sind die 600 Hektar entlang der Donau ein Rückzugsort für viele Arten, die vor seiner Linse flattern. Hier brütet auch der Seeadler, Österreichs Wappenvogel. Simlinger schaut regelmäßig nach, ob sich Jungvögel ankündigen. Denn dass der größte Greifvogel Österreichs sich hier wieder angesiedelt hat, grenzt an ein kleines Wunder.
Noch vor 20 Jahren galt der Seeadler in Österreich als ausgerottet. Auch heute steht er gemeinsam mit anderen Greifvogelarten auf der Liste gefährdeter Tierarten. Schon vor 200 Jahren ging es seinem nahen Verwandten, dem Kaiseradler, an den Kragen. Die Geschichte ihrer Rückkehr ist ähnlich: Nachdem der Abschuss verboten und viele für Vögel schädliche Pestizide wie DDT verboten worden waren, kehrten Brutpaare beider Arten in den späten 1990er-Jahren erstmals zurück nach Österreich. Seither wächst die Population langsam, aber stetig. Etwa 20 Brutpaare zählt der Kaiseradler heute, und rund 50 Seeadlerpaare brüten in ihren riesigen, bis zu 600 Kilogramm schweren Horsten in Gebieten wie den March-Thaya-Auen oder im Nationalpark Donau-Auen. „Das wäre vor 20 Jahren undenkbar gewesen“, sagt Birdlife-Experte Matthias Schmidt. So wie der WWF besendert und beforscht die Vogelschutzorganisation See- und Kaiseradler. Die Geschichte des Adlers in Österreich ist eine Erfolgsgeschichte. Aber nicht nur.