„Auch Landwirte sind Ausgebeutete“
Autorin Tanja Busse über Fleischessen, was verboten gehört und warum Bauern Opfer des Systems sind
Als der VW-Konzern im Sommer das Aus für die Currywurst in seiner Kantine im Stammsitz Wolfsburg erklärte, rückte sogar der deutsche Altkanzler Gerhard Schröder empört aus. Currywurst sei ein „Kraftriegel“ für die Arbeiter, „und das soll auch so bleiben“. Die deutsche Journalistin, Moderatorin und Autorin Tanja Busse (WDR, Süddeutsche Zeitung, Die Zeit) verfolgt die aufgeheizten Debatten über Fleischessen und Tierhaltung seit vielen Jahren. Selbst auf einem Bauernhof aufgewachsen, verknüpft die 51-jährige dabei immer Fragen der Ökologie und des Tierwohls mit den Bedingungen, unter denen die Bäurinnen und Bauern arbeiten müssen.
So trägt Busses Buch „Die Wegwerfkuh“ (2015) den Untertitel „Wie unsere Landwirtschaft Tiere verheizt, Bauern ruiniert, Ressourcen verschwendet und was wir dagegen tun können“. In „Das Sterben der anderen“ ging sie der Frage nach, wie wir die biologische Vielfalt noch retten können. Auslöser war eine Radtour am Bodensee mit ihrem kleinen Sohn, der plötzlich völlig überrascht gerufen hatte: „Mama, was ist das für ein Geräusch?“ Es habe sie „fast umgehauen, dass ein fast Fünfjähriger, der ganz viel draußen ist, noch nie eine Grille gehört hatte“. In diesem Moment habe sie verstanden, was Insektensterben bedeutet.