Ist die Luft rein?
In Österreich sterben mehr Menschen an Verkehrsabgasen als an Unfällen. Wie bekommt man das Problem in den Griff?
Fabian Setznagel zurrt mit Kabelbindern ein Röhrchen an einem Schild fest, das die Verkehrspolitik in Wien verändern könnte. Denn das Röhrchen ist mehr als ein Röhrchen, es ist ein Passivsammler. Es fängt Luft ein, und den Dreck gleich mit dazu. Genauer gesagt Stickstoffdioxid, kurz: NO₂. Es schädigt Mensch und Natur. NO₂ lässt Pflanzen verkümmern, schneller altern, es macht ihre Blätter gelb. Es überdüngt und versauert Böden und Gewässer. Aber vor allem macht es Menschen krank und tötet sie.
Das unsichtbare Gift entsteht bei der Verbrennung, es kommt vom Motor des weißen Transporters, der an Setznagel vorbeibraust, während er das Röhrchen nahe dem Wiener Hauptbahnhof montiert, vom grünen Laster und vom silbernen Auto. Und das ist nur eine Momentaufnahme. Über vier Spuren rollt der Verkehr über den Wiedner Gürtel, auf der anderen Seite noch einmal vier. „In einer Wohnung kommt gesetzlich der Rauchfangkehrer und hängt sein Messgerät auf, aber auf der Straße passiert nichts“, sagt Setznagel. Er will mit seinen Röhrchen herausfinden, wie stark der Verkehr die Luft verpestet und wie sich diese Belastung auf die Gesundheit der Menschen niederschlägt, die hier wohnen, arbeiten und unterwegs sind.