Ein klatschnasses Monster
Das Tiefdruckgebiet „Bernd“ sorgt für Chaos in weiten Teilen Mitteleuropas – setzt die Politik unter Zugzwang und bringt einen Wahlkampf durcheinander, dessen Ausgang für Europas Klimastrategie von weitreichender Bedeutung sein wird
Es ist Samstag knapp vor acht Uhr abends und die Gaststube des Restaurants Stadtkrug in der Innenstadt von Hallein gesteckt voll, als ein Kellner dem Wirt sein Handy unter die Nase hält. Auf dem Display ein Video – eine Straße, durch die sich Wassermassen wälzen, die Autos mitreißen und meterhoch an Hauswände branden. „Das ist in Deutschland, oder?“, fragt der Wirt – dort, wo das Tiefdruckgebiet „Bernd“ seit Tagen wütet; wo Dörfer, Talschaften und Landstriche versunken sind; wo mehr als 150 Todesopfer beklagt werden.
„Nein, das ist draußen vor der Tür“, sagt der Kellner.
Kurz darauf fällt der Strom aus, es wird finster, und der Kothbach flutet den Stadtkrug.
„Bernd“: Was für ein harmloser Name für ein Tief, das nicht nur halb Mitteleuropa ins Chaos stürzt, sondern wieder einmal schmerzhaft an das Thema Klimawandel erinnert, das während der Corona-Pandemie fast in Vergessenheit geraten ist – und damit auch die Politik unter Zugzwang setzt: vor allem im Vorfeld der Bundestagswahl in Deutschland, deren Ausgang für ganz Europa Bedeutung hat; und in einer Woche, in der die EU-Kommission den Europäischen Grünen Deal verabschiedet, um die EU bis 2050 zur klimaneutralen Wirtschaftszone zu machen.