„Manchmal sind wir nur Statisten“
Die Britin Helen Macdonald, eine Meisterin des Nature Writing, hat mit „Abendflüge“ einen fulminanten Essayband vorgelegt. Ein Gespräch über die Natur im Lockdown, über Rührseligkeit, religiöse Erfahrungen und die Schrullen der Birdwatcher
Das Genre des „Nature Writing“ boomt seit Jahren wie blöd. In den Buchhandlungen stapeln sich Titel über alles, was da draußen kreucht, fleucht und blüht, über einzelne Tiergattungen und -arten, über das Verhältnis von Mensch und Natur (siehe dazu auch die Buchrezensionen auf Seite 36). Nicht unwesentlich zur Popularität des Genres beigetragen hat die Britin Helen Macdonald. Ihr mit zahlreichen Preisen ausgezeichnetes Buch „H Is for Hawk“ (2014) handelt von der Falknerei mit Habichten und wurde dennoch auch im deutschsprachigen Raum („H wie Habicht“, 2015) zu einem Beststeller.
Soeben ist die deutsche Übersetzung ihres im Vorjahr im englischen Original herausgekommenen Essaybandes „Vesper Flights“ (2020) erschienen. Wie schon im vorangegangenen Buch, das auch vom verstorbenen Vater der Autorin handelte, setzt sich Macdonald auch in „Abendflüge“ mit verschiedenen Phänomenen auf eine sehr persönliche Weise auseinander, ohne dass dies je eitel oder aufdringlich wirken würde, ganz im Gegenteil.