Mieter unbekannt verzogen
Den Corona-Lockdowns folgen tausende Räumungsklagen. Droht der Stadt eine Delogierungswelle?
An kalten Tagen müssen ein paar Minuten mit dem Heizstrahler reichen. Er lagert unter der Eckbank aus hellem Holz in Andrea Heidens Wohnzimmer. Ihren Teil des modernen Genossenschaftsbaus im 21. Bezirk hat sich die 50-Jährige im Landhausstil eingerichtet, mit Kamin, Kerzen und liebevoll verputzter Wand, aus der Ziegel hervorblitzen. Als Andrea Heiden vor neun Jahren einzog, waren Heizkosten noch kein Luxus für sie. „Ich war nie reich, aber auch nicht arm“, sagt Heiden.
Die Frau entstammt einer Arbeiterfamilie aus Korneuburg, lernte Friseurin, bekam mit 19 ihren Sohn, arbeitete in verschiedenen Branchen, die vergangenen 15 Jahre als Köchin. Als das Gasthaus mit dem ersten Lockdown zusperrte, wurde sie gekündigt, im Mai 2020 wieder angestellt, allerdings geringfügig, weil das Lokal nur abends offen hatte. Mit 1. November hätte sie endlich wieder eine Vollzeitanstellung bekommen. Dann kam der zweite Lockdown. An den kalten Frühlingstagen benutzte sie den Heizstrahler oft.