„Das einzig Neue an der Krise ist der Virus“

Nach siebenjähriger Pause veröffentlicht die Rockgruppe Ja, Panik ein neues Album. Sänger Andreas Spechtl über Berlin ohne Nachtleben, Radikalität im Kinderzimmer und die Heilung vom Kapitalismus

FALTER:Woche, FALTER:Woche 17/2021 vom 27.04.2021

Ja, Panik, von links: Stefan Pabst, Andreas Spechtl, Laura Landergott und Sebastian Janata (Foto: Max Zerrahn)

Plötzlich waren sie wieder da: Sieben Jahre nach dem Album „Libertatia“ und fünf nach dem Bandbuch „Futur II“, das Biografie, Fiktion und Prosa gemischt hatte, veröffentlichten Ja, Panik heuer am Neujahrstag einen düsteren Song zur Zeit, „Apocalypse or Revolution“. Nun folgt „Die Gruppe“, das sechste Album der in Berlin lebenden österreichischen Rock-Schlaumeier um den Sänger und Gitarristen Andreas Spechtl.

In den Jahren ohne Band nahm er experimentelle Soloplatten auf und arbeitete im Performance-Bereich; der Schlagzeuger ­Sebastian ­Janata gründete mit seinem Vater Herbert das Neo-Austropop-Duo Worried Man & Worried Boy und schrieb einen Roman; die Keyboarderin ­Laura Landergott machte in unterschiedlichen Konstellationen Musik; und Stefan Pabst legte den Bass zur Seite und schloss sein Designstudium ab. Beim vormittäglichen Onlinegespräch wirkt Spechtl, 37, ungleich gesünder als einst mit Mitte 20. „Dass ich aufstehe und zuerst einmal ein halbes Packerl Tschick rauche, diese Zeiten sind tatsächlich vorbei“, bemerkt er lachend.

Falter: Herr Spechtl, wo erwische ich Sie gerade?

Andreas Spechtl: Ausnahmsweise in meinem Wohnzimmer. Normalerweise bin ich vormittags immer schon im Studio. Das liegt zwar etwas außerhalb, dafür ist es groß und ich kann dort laut sein. Homeoffice ist nichts für mich. Ich muss mich anziehen, ich muss rausgehen, ich brauche den Weg und den Weg zurück. Ohne diese Struktur und einen freien Tag pro Woche werde ich verrückt.

In welcher Ecke der Stadt liegt Ihr Wohnzimmer?

Spechtl: In Neukölln. Diese Berlin-Geschichte mit abgefuckten Bezirken, die gentrifiziert werden, wiederholt sich ja regelmäßig. Inzwischen kann auch ich wie ein alter Mensch von „früher“ erzählen. „Was? Wo ziehst du hin?!?“, wurde ich vor zehn Jahren noch gefragt. Damals gab es in Neukölln zwei Lokale, mittlerweile ist hier Halligalli.

Tatsächlich ist dieses Halligalli seit über einem Jahr ausgesetzt. Was macht es mit der globalen Partymetropole Berlin, wenn die Nacht plötzlich Feierabend hat?

Spechtl: Ökonomisch wirkt es sich natürlich weit stärker aus als anderswo, weil das Nachtleben die Hauptattraktion der Stadt ist. Wegen der besonderen Architektur kommt kaum wer nach Berlin. Touristen gehen an die Mauer – und sie wollen Party machen. Unsere neue Platte haben wir in einem umgebauten Stadel hinter dem Haus meiner Mutter aufgenommen. In einen 500-Einwohner-Ort im Burgenland also, aber die ganze Welt war im Lockdown vom Angebot her wie dieses Dorf.

Sie sind als unruhiger Geist bekannt, Ihre Reisen als Künstler führten von Ägypten bis in den Iran. Wirkt so eine Pandemie da noch einmal strafverschärfend?

Spechtl: Ich hatte ein großes Performanceprojekt in Mexiko, als Corona losging, und in der Folge wurden tausend Sachen abgesagt. Rein als persönliches Schicksal betrachtet würde es mich verrückt machen. Aber diese Situation kam ja nicht speziell über mich, sie kam über uns alle. Gesundheitlich blieb ich bisher vom Virus verschont, ökonomisch aber natürlich nicht. Zum Glück hatte ich davor ganz gute Jahre und Geld für schlechte Zeiten zur Seite gelegt. Für einen Hedonisten wie mich ist das Leben in der Pandemie ja sehr günstig, denn vieles, für das ich gern Geld ausgebe, ist gerade gar nicht möglich. Ewig hält mein Atem trotzdem nicht.

War Ihnen im Lockdown so fad, dass Sie erstmals seit sieben Jahren wieder ein Album mit Ihrer Band Ja, Panik aufgenommen haben?

Spechtl: Von der Produktionsgeschichte her ist „Die Gruppe“ definitiv eine Lockdown-Platte, aber bis auf einzelne Textzeilen wurden die Lieder alle schon in den Jahren davor geschrieben. Den Aufnahmetermin Mitte März 2020 hatten wir längst fixiert, und dann war just der erste Tag davon der erste Tag des ersten Lockdowns. Wir hatten sieben Jahre lang keine Platte gemacht – und dann so etwas! Letztlich hat sich alles ewig gezogen: Bandmitglieder durften nicht aus Berlin einreisen oder landeten in Quarantäne, und aus den drei Wochen wurde ein halbes Jahr. Seit ich 16 war, bin ich nicht mehr so lange bei meiner Mutter gewesen.

Wie hat sich das für Sie angefühlt?

Spechtl: Zum Glück bin ich in diesem Haus nicht aufgewachsen, sondern ich war bei ihr zu Gast im guten Sinne und musste nicht in mein altes Kinderzimmer zurückkehren. Ich habe auch eine sehr gute, sehr enge Beziehung zu meiner Mutter. Letztlich hatte dieses Leben im Burgenland eine Form von Normalität in einer komplett abnormalen Welt. Da sitzt man im Dorf in der Pampa, sieht im Fernsehen Drohnenflüge über leere Städte und merkt: Hier ist es eigentlich wie immer. Auf gewisse Weise hatte ich so das angenehme Gefühl, der Pandemie zu entkommen.

Für die Aufnahme der Platte war die Pandemie letztlich von Vorteil, weil Sie unerwartet viel Zeit dafür hatten?

Spechtl: Der detailverliebten Produktion höre ich den Lockdown in der Tat an. Es war auch eine wahnsinnige Arbeit, diese Band nach all den Jahren emotional wieder herzustellen, das hatten wir unterschätzt. Alle Welt dachte, wir hätten uns aufgelöst. Tatsächlich gab es die Gruppe Ja, Panik immer, sie hat nur keine Musik gemacht. Irgendwann hatten sich bei mir aber Stücke gesammelt, die sich nicht nach dem nächsten Soloalbum, sondern nach Ja, Panik anhörten. Es mag klischeehaft klingen, aber wir konnten nun tatsächlich unsere zweite erste Platte aufnehmen. Niemand wusste, dass wir daran arbeiten.

Eines der neuen Lieder beginnt mit den Worten „Drinnen ich, draußen nichts“. Das klingt aber doch nach der knappest möglichen Lockdown-Beschreibung.

Spechtl: Das ist eine der ganz wenigen aktuellen Textzeilen, geschrieben unter dem Eindruck der ersten Lockdown-Tage. Anfang 2020 war ich in Tunesien, um die Platte vorzubereiten. Dann bin ich mit Stücken wie „Life’s a Dream on Livestream“ oder „Apocalypse or Revolution“ im Gepäck mit dem Schiff von Tunis nach Genua gefahren, als es in Italien gerade mit Corona losging. Ich habe lange überlegt, einzelne Songs wegzulassen, weil ich Angst hatte, dass gewisse Texte zu sehr auf die Situation bezogen werden könnten.

Obwohl diese Texte schon lange vor der Pandemie entstanden waren?

Spechtl: Das einzig Neue an der Krise ist der Virus, all die anderen Probleme waren ja schon vorhanden. Durch Corona sind sie nicht ausgebrochen, sondern explodiert. Viele Krisen kommen eher schleichend, das ist ja auch eine Kraft des kapitalistischen Systems. Hie und da taucht ein bisschen was an der Oberfläche auf, und dann wird daran herumgebastelt. Bricht aber so viel auf einmal auf, merkt man, dass wirklich etwas ins Schwanken gerät.

Die Ästhetik der neuen Lieder ist düsterer und spröder als auf dem freundlichen, poppigen Vorgänger „Libertatia“ von 2014. Ein Produkt seiner Zeit?

Spechtl: Für mich ist „Die Gruppe“ die dystopische Schwesterplatte zu „Libertatia“. In unserem künstlerischen Orbit gibt es Themen, die wie Satelliten herumkreisen und immer wieder von anderen Seiten betrachtet werden. Es geht um eine gewisse Form der Emanzipation, um ein Leben in einem bestimmten System, um das Wissen, dass man drin ist, und die Frage, wie man rauskommt. Verbunden damit geht es natürlich auch um Depression. In einzelnen Songs hält die Platte auch Rückschau.

Im biografischen Sinne?

Spechtl: Ja. Nach der Jugendlichkeit und vor dem vollkommenen Erwachsensein fragt sie: Was hat man sich einst für sein Leben überlegt? Wie hat es funktioniert? Was war daran gut, wo ist man abgebogen? Die Platte ist ein trotziges Statement dagegen, gewisse Karrieren einzuschlagen. Insofern ist sie auch politisch, weil man darauf beharrt: Ich stehe zu dem Leben, das ich mir mit Anfang 20 in einem gewissen jugendlichen Übermut ausgesucht habe und wo ich alles einreißen wollte.

Welchen Ratschlag würden Sie Ihrem 20-jährigen Ich heute geben?

Spechtl: Gar keinen. Ich würde ihm höchstens ermuntern: Mach das so – das wird schon! Du wirst genug Fehler begehen, aber du wirst sie selber ausbessern.

„I built me a rocket / Die Welt zu verlassen“, singen Sie. Ein Wunsch nach Eskapismus?

Spechtl: Tatsächlich geht es da um den zehnjährigen Andreas in seinem Kinderzimmer, seine Unruhe und seine Lust an Troubles. Es war in der Tat ein eskapistischer Wunsch, als ich mir diese Rakete entworfen habe, aber jetzt sitze ja drin, sie ist mein Leben. Die Rakete im Kinderzimmer war meine erste Gitarre, die ich damals bekomme habe. Es tut bisweilen gut, an ausschlaggebende Momente im Leben zu denken und von meinem damaligen Ich und seinen Handlungen bestärkt zu werden. Mich kann auch ein zehnjähriger Andreas radikalisieren. „So ein wilder Hund warst du damals!“, denke ich dann. „Jetzt schau aber, dass du im Alter keinen Schritt zurückgehst!“

Sie waren ein angry young man?

Spechtl: Schon. Ich glaube, ich habe meiner Mutter und meinen Schwestern nicht immer die beste Zeit beschert. Aber ich bin auch ein angry middle-aged man, darum geht es doch. Ich finde nichts schrecklicher als Menschen Mitte 30, die ihr halbes Leben davor lapidar als „suchende Jahre“ wegwischen.

„Die Manifestation des Kapitalismus in unseren Leben ist die Traurigkeit“ haben Sie 2011 ein Album von Ja, Panik genannt, kurz: „DMD KIU LIDT“. Nun heißt es, als beschwingt in Szene gesetzte Pointe eines eindringlichen Songs über die eigene Traurigkeit: „The only cure from capitalism is more capitalism“. Haben Sie Ihre Renitenz doch aufgegeben?

Spechtl: Gar nicht, das ist eine reine Beschreibung. Zumal in Verbindung mit dem Nachsatz „and that’s the real capitalism“. Ich bin kein Wissenschaftler, und Ja, Panik halten keine Vorlesungen. Ich habe immer versucht, am eigenen Selbst eine Welt abzubilden, denn damit kenne ich mich zumindest so halbwegs aus. Autobiografische Erzählungen interessieren mich dabei kein bisschen. Die Idee ist vielmehr, seine eigene Rolle in diesem System zu hinterfragen, zu beschreiben und so über das Biografische hinaus etwas über die Welt auszusagen. Ich glaube, dass man viel über Depressionen sprechen und damit gleichzeitig die Welt meinen kann, in der wir leben.

Was es bedeutet, dass die einzige Heilung vom Kapitalismus mehr Kapitalismus sei, habe ich aber immer noch nicht verstanden.

Spechtl: Ganz einfach: Als Mensch leidest du an diesem System. Einem System, das nicht dafür gemacht ist, dass emanzipierte, freie, ihr ganzes Potenzial ausschöpfende Kreaturen darin leben können. Aber alles, was du machen kannst, ist zu diesem System in Gestalt des Therapeuten zu gehen und „Bitte hilf mir“ zu sagen. Und er hilft dir. Allerdings nur, um dich wieder einzugliedern ins System, das dich kaputtmacht.

Die letzte Platte von Ja, Panik ist Anfang 2014 erschienen. Im Herbst desselben Jahres kam Wandas Debüt „Amore“ heraus, bald darauf „Schick Schock“, das Hitalbum von Bilderbuch. Plötzlich galt Wien als coolste Popstadt im deutschsprachigen Raum. Wie haben Sie das erlebt?

Spechtl: Wir haben immer versucht, uns nicht auf einen Herkunftsort festnageln zu lassen. Mir war auch bei anderen nie wichtig, woher sie kommen. Solche Hypes tun Orten und den damit verbundenen Szenen nicht gut, das Ablaufdatum ist immer schon einprogrammiert. Einmal ganz abgesehen davon, dass ich mich weigere, so grundverschiedene Bands wie Wanda und Bilderbuch in einem Atemzug zu nennen, nur weil beide aus Wien kommen. Ich finde vieles gut an ihnen, manches irritiert mich etwas, und neue Bilderbuch-Songs höre ich mir auf jeden Fall gern an. Von Wanda habe ich ehrlich gesagt schon länger nichts mitbekommen. Zurzeit höre ich an deutschsprachigen Wiener Bands dann doch am liebsten Zinn und Culk.

Ja, Panik war die erste Band aus Österreich, die in Deutschland nachhaltig Aufsehen erregt hat, kommerzieller Erfolg in größerem Stil blieb letztlich aber aus. Hatten Sie Angst vor dem Erfolg?

Spechtl: Das höre ich gelegentlich, aber da kann ich mich nur fragen, welche Vorstellung von Erfolg dem zugrunde liegt. Angst hätte ich allenfalls davor, etwas zu machen, bei dem ich mich nicht wohlfühle. Ich schreibe nieder, was ich als künstlerisch wertvoll empfinde und in mir danach schreit, dass ich ein Lied daraus mache. Kommerzielle Überlegungen spielen da keine Rolle. Was wäre ich denn für ein Künstler, würde ich anders darüber denken? Und ganz ehrlich: Ich komme quasi aus dem Lumpenproletariat und lebe seit Anfang 20 von meiner Musik. Für mich ist das Erfolg, für meine Mama auch. Und es übertrifft die kühnsten Erwartungen des kleinen Andreas in seiner Rakete.

Mit Platten verdient man in Zeiten von Streaming-Flatrates kaum etwas, dafür wären Konzerte da, heißt es stets. Aktuell gibt es keine Konzerte. Wie wird es weitergehen?

Spechtl: Wir haben kürzlich schweren Herzens die Termine unserer pandemiebedingt von Jänner in den Herbst verschobenen Tournee veröffentlicht und den Vorverkauf gestartet. Niemand weiß, ob diese Konzerte stattfinden werden. Klar ist nur eines: Gibt es die Tour im Oktober/November nicht, wird es zu dieser Platte gar keine geben. Bereits jetzt sind nämlich alle Konzertorte bis Sommer 2022 ausgebucht, und im Herbst 2022 spiele ich sicher keine Tour mehr zu einer Platte, die im Frühjahr 2021 erschienen ist. Falls wir Glück haben, könnte Ja, Panik im Herbst aber für viele eines der ersten Konzerte werden, das sie seit eineinhalb Jahren sehen. Dieser Gedanke gefällt mir.

Sie leben seit 2009 in Berlin. Inwiefern verfolgen Sie die österreichische Politik?

Spechtl: Jeden Tag vorm Schlafengehen schaue ich zuerst die „Tagesschau“ und dann „ZiB 2“. Und zwar immer in dieser Reihenfolge, weil die österreichischen Nachrichten viel unterhaltsamer sind als die deutschen. Aber vielleicht liegt das auch nur daran, weil ich dort nicht mehr wohnen muss. Momentan sind schon Dinge möglich, die es schwer machen, ernst zu bleiben. Österreich ist einfach ein Kasperltheater.

Sie meinen „Ich liebe meinen Kanzler“ und all diese Geschichten?

Spechtl: Es könnte natürlich sein, dass so etwas in Deutschland einfach nicht ans Tageslicht kommt. Eher aber glaube ich, dass es hier schlicht nicht existiert. Man merkt an solchen Geschichten, dass Österreich näher an Italien dran ist. Am liebsten würde ich nur lachen über diese Vögel. Nur leider haben sie Macht, und ihre Macht hat ernsthafte, oft lebenseinschneidende Folgen, Stichwort nächtliche Kinderabschiebungen. In meiner Welt dürfte Sebastian Kurz nicht einmal Auto fahren. Nichts, was auch nur annähernd mit Verantwortung zu tun hat, dürfte dieser Typ machen.

Ja, Panik gibt es seit 2005, dem Jahr, in dem Angela Merkel deutsche Kanzlerin wurde. Ihre Ära endet heuer. Mit welchen Gefühlen blicken Sie da in die nähere Zukunft?

Spechtl: Könnte ich etwas aus der Vergangenheit zurücknehmen, wäre das die Zeile im Stück „DMD KIU LIDT“ von 2011, in der Merkel angegriffen wird. Mittlerweile zerdrücke ich eine Träne beim Gedanken an ihren Abgang. Sie ist ein höchst sozialistischer Stern am Himmel. Optimistisch betrachtet fällt das Ende ihrer Kanzlerschaft mit dem Ende von Corona zusammen, und wir stehen vor einer echten Zeitenwende. Einer Zeit, die vor 20 Jahren mit dem G8-Gipfel in Genua 2001 beginnt. Das hat mich als Jugendlicher politisiert. Wahrscheinlicher ist aber, dass in Deutschland etwas Ähnliches wie in Österreich passiert: Eine konservative rechte Partei wird eine opportunistische grüne Partei zermalmen.

Und wie sieht es mit der Zukunft von Ja, Panik aus?

Spechtl: Die Zeit bis zur langen Pause war wahnsinnig intensiv, phasenweise haben wir als Band damals ja auch zusammengewohnt. Ein, zwei Platten hätte es in dieser Taktung noch geben können, dann wäre es implodiert. Stattdessen ist jeder von uns in die Welt hinausgezogen, hat irgendwie sein Zeug gemacht, hat sich gefunden und ist als andere künstlerische Persönlichkeit wieder zurückgekommen. Für die Langlebigkeit und Haltbarkeit der Gruppe Ja, Panik war die Pause das Beste, was passieren konnte, weil wir die kritische Phase einfach ausgelassen haben. Jetzt wird es uns vielleicht wirklich für immer geben.


Andreas Spechtl,

37, ist ein österreichischer Musiker. Bekannt wurde der Studienabbrecher (Theaterwissenschaft, Germanistik, Jazzgitarre) als Sänger und Songwriter der 2005 gegründeten Gruppe Ja, Panik. Bis 2014 veröffentlichten die Wahl-Berliner aus dem Burgenland fünf Alben, deren Mischung aus Indierock, klugen Texten und rebellischem Gestus für euphorische Kritiken sorgte; das Bandbuch „Futur II“ klang 2016 nach Abschiedserklärung. Spechtl brachte zuletzt drei Soloalben heraus und wirkte an diversen Arbeiten im Theater- und Performancebereich mit

Das neue Album „Die Gruppe“

Spröde und einnehmend im selben Moment – kaum jemand beherrscht diese Mischung im deutschsprachigen Pop so gut wie Ja, Panik. „Die Gruppe“ (Bureau B, ab 30.4.) knüpft nach langer Pause an alte Tugenden an, erweitert um eine neue Lust am freien Spiel und den prominenten Einsatz eines Saxofons. Mal schrammt und scheppert es, mal regieren Harmonie und Eleganz; teils verdüstert sich der Himmel, dann wieder geht die Sonne auf. Dazu Texte zwischen Renitenz, Romantik und Rätselhaftigkeit. Toll!

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