„Weniger Aufgeregtheit tut gut“

Kabarettist Christof Spörk über Leichtigkeit und Weltoffenheit in seinem Programm „Kuba“

FALTER:Woche, FALTER:Woche 4/2019 vom 22.01.2019

Foto: Wolfgang Hummer

Ursprünglich hat Christof Spörk Politikwissenschaftl studiert. Nach dem Studienabschluss schrieb er fürs Profil. Da dem heute 47-Jährigen das Recherchieren und Analysieren aber zu wenig Entfaltung ermöglichte, zog es ihn stets auf die Bühne. Lange Zeit war er mit der Band Global Kryner erfolgreich (2005 sogar beim Song Contest in Kiew), seit 2011 spielt er seine Harmonika nur noch im Rahmen seiner Kabarettprogramme. Nach „Lieder der Berge“, „Edelschrott“, „Ebenholz“ und „Am Ende des Tages“ legt Spörk nun sein fünftes Soloprogramm vor, wieder durchsetzt von eigens geschriebenen Musiknummern. Diesmal geht es nach „Kuba“, ins Herkunftsland seiner Frau.

Falter: Herr Spörk, sind Sie als Politikwissenschaftler und als Kabarettist dankbar für den Stoff, den Türkis-Blau bietet?

Christof Spörk: Als die Regierung gebildet wurde, meinte mein Kollege Michael Niavarani: „Endlich können wir wieder Kabarett machen.“ Aber einfach nur auf Rechts zu schimpfen, adelt noch keinen Kabarettisten. Dass wir die FPÖ seit 30 Jahren als undemokratisch verteufeln, bringt nur ihr etwas. Das gleiche passiert gerade in Deutschland mit der AfD. Dennoch schreckt mich natürlich einiges, auch weil ich mit einer Kubanerin verheiratet bin und meine Kinder wie Flüchtlinge aussehen. Persönlich graut mir vor den Hofers und Straches dieser Welt. Vor allem ist mir neulich aufgefallen, wie viel Einfluss der Strache auf den Kurz hat: In der „Pressestunde“ hat Kurz in den ersten zehn Minuten zweimal „sichergestellt“ gesagt, das war früher immer die Vokabel vom Strache.

Wie gehen Sie mit diesem Grauen auf der Bühne um?

Spörk: Du kannst dem Bösen nur mit Leichtigkeit kommen. In „Am Ende des Tages“ kam ein Gutmenschenlied vor, das ich sehr mochte, das aber doch ein bisschen schwermütig daherkam. Diesmal gibt es eine Alternative-Fakten-Polka im Dreivierteltakt. Außerdem: Weltoffenheit. In meinem Programm kommen alle Kontinente vor, die FPÖ dafür kein einziges Mal. Die österreichische Politik kann einem auch am Arsch vorbei gehen. Ich habe eben den Vorteil – und das ist auch der rote Faden meines Solos –, dass ich bei jedem vermeintlichen Riesenproblem den Vergleich mit Kuba habe. Daher weiß ich, dass ein bisschen weniger Aufgeregtheit guttut.

Verbringen Sie viel Zeit in Kuba?

Spörk: Mittlerweile wieder mehr, weil wir wollen, dass die Kinder besser Spanisch lernen.

Inwiefern hat Kuba uns etwas voraus?

Spörk: Zum Beispiel Autostoppen. Ich habe das selbst früher auf der ganzen Welt gerne gemacht. In Kuba ist es gang und gäbe, bei uns ist es völlig ausgestorben. Wir regen uns über den Stau auf, wir wollen ökologischer

leben, aber jeder sitzt alleine im Auto. In Kuba lassen sich sogar Polizisten im Auto mitnehmen. Ohne das dortige System oder die Armut glorifizieren zu wollen: Ärmere Gesellschaften haben oft einfach bessere Ideen.

Was unterscheidet das neue Programm von Ihren bisherigen?

Spörk: Ich arbeite erstmals mit einer deutschen Regisseurin, Gabi Rothmüller. Dank ihr ist „Kuba“ lustiger, hat mehr Zug als frühere Programme und trotzdem inhaltliche Tiefe. Ich schreibe sehr gerne, bin dabei aber total undiszipliniert. Kreativität ist wie Wasser, die muss man leiten. Ohne Disziplin versickert alles irgendwo. Meine Regisseurin ist meine Disziplin. Sie hat den ersten Entwurf gelesen und festgestellt: „Na ja, das ist eher ein journalistischer Text.“ Dann hat sie sich mit einem Rotwein hinter mich gesetzt, mich fabulieren lassen und sofort straffend eingegriffen. Außerdem findet sie es unsexy, wenn ich meine Frau zu oft liebend erwähne. Die darf jetzt nur einmal vorkommen, und das eher in einer Konfliktsituation.

Hat Gabi Rothmüller denn auch das Hoffnungsvoll-Optimistische rausgenommen, das Ihre Programme auszeichnet?

Spörk: Nein, das ist meine Grundeinstellung. Weltuntergangsstimmung war nie meins. Wenn ich etwas kritisiere, dann den Verlust von Solidarität und Spontaneität. Ich gestehe den Menschen sogar ihre Angst zu.

Haben Sie neben dem Kabarett auch weiterhin musikalische Projekte?

Spörk: Wir lassen meine allererste Band Landstreich mit dem Akkordeonisten Krzysztof Dobrek alle zwei Jahre für eine kleine Tour wieder aufleben. Diesen Februar spielen wir sogar im Konzerthaus.

Und was ist aus dem Politikjournalismus geworden?

Spörk: Der war einfach eine gute Basis für meine Kabarettistenlaufbahn. Aber er war mir zu anstrengend. In meiner Profil-Zeit bin ich immer am Wochenende mit Landstreich aufgetreten. Am Sonntag hätte ich das Format und alle möglichen deutschen Zeitungen ausführlich lesen müssen, um am Montag eine Geschichte zu präsentieren. Ich hatte keine Lust mehr, etwas aufzudecken, was zwei Tage später eh jeder erfahren hätte. Mein Grundbedürfnis ist, auf der Bühne zu sein.


Casa Nova, Do 19.30

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