„Waldheim war ein typischer Opportunist“
Kurt Waldheim war von 1986 bis 1992 Österreichs Bundespräsident. Er verschwieg seine NS-Vergangenheit und löste gerade deshalb eine nachholende Auseinandersetzung mit der Geschichte aus. Ruth Beckermanns Film „Waldheims Walzer“ dokumentiert diese Ära
Foto: Heribert Corn
Es geht um Lebenslügen. Die von Kurt Waldheim und die der Zweiten Republik. Beide fühlten sich als Opfer. 1986 wurde im Zuge des Bundespräsidentschaftswahlkampfs die Absurdität des einen wie des anderen Opfermythos offenbar.
„Waldheims Walzer“ von Ruth Beckermann taucht tief in die Geschichte der 1980er ein; und noch tiefer in die Archive internationaler Fernsehanstalten, aus deren Beständen die Wiener Filmemacherin eine Parabel gestaltet hat, die am historischen Exempel zur Reflexion über brisante Themen wie Populismus, alternative Fakten und Rassismus einlädt. Die Dokumentation, die diese Woche in den Kinos anläuft, ist ein Lehrstück in politischem Filmemachen, das auch noch prächtig unterhält.
Falter: Frau Beckermann, wir sitzen zum Interview hier im Café Korb. War das 1986 auch ein Treffpunkt der Anti-Waldheim-Aktivisten?