„Ich rieche auch gerne an Blumen“
Auf ihrem neuen Album präsentiert sich die Wiener Musikerin Clara Luzia in Bestform
Foto: Foto: Christoph Liebentritt
Clara Luzia hat viel um die Ohren: Eben noch wirkte die Wiener Musikerin im Theaterstück „Von den wilden Frauen“ im Dschungel mit, im Sommer wird sie mit der Band Familie Lässig eine erste Platte erarbeiten, und dazwischen hat sie ihr exzellentes siebentes Album „When I Take Your Hand“ veröffentlicht, das sie nun in der Arena live vorstellt.
Falter: Frau Luzia, haben Sie etwas für Zahlenmystik übrig?
Clara Luzia: Nicht, dass ich wüsste.
„Die Sieben ist die Summe von drei und vier, von Geist und Seele einerseits sowie Körper andererseits, also das Menschliche“, lehrt Wikipedia.
Luzia: Das wusste ich nicht, finde ich aber gut. Tatsächlich kann ich den Stellenwert eines Albums immer erst retrospektiv vergeben, im Moment ist „When I Take Your Hand“ einfach das neueste. Früher waren die Lieder manchmal mehrere Jahre alt, bevor ich sie aufgenommen habe, diesmal sind sie wirklich ganz frisch.
Wie ist die Platte entstanden?
Luzia: Eigentlich wollte ich nur mehr Singles machen. Ohne neues Album bekommst du aber keine Konzerte. Also habe ich meinem Booker gesagt, dass er einfach eines in Aussicht stellen soll. Als die Tour stand, war es mir doch peinlich zuzugeben, dass es gar kein neues Album gibt. So ist es dann im Schnellverfahren entstanden.
„When I Take Your Hand“ kann Zuneigung, aber auch die Suche
nach Hilfe zum Ausdruck bringen.
Luzia: Genau diese Doppeldeutigkeit ist ja das Schöne. Ich kann die Beschützende sein, mich schützen lassen – und den Solidaritätsgedanken transportiert der Titel auch noch. Von wegen: Wir nehmen einander alle bei den Händen. Ich betreibe Songwriting inzwischen nicht mehr als Selbsttherapie, sondern verstärkt als Kommunikation mit einem Gegenüber. Daher passt es auch, wenn dieses Gegenüber im Plattentitel präsent ist.
Hätten Sie sich zu Zeiten Ihres Debüts 2006 träumen lassen, dass das so eine langfristige Geschichte wird?
Luzia: Ich denke nie weit voraus, daher wäre jede Antwort gelogen. Im Rückblick überrascht es mich aber nicht, denn in all den Jahren habe ich nichts gefunden, das mich so befriedigt wie Musik. Okay, ich rieche auch gerne an Blumen, aber davon kann ich nicht leben. Die Musik wird mich also weiterhin begleiten. Vielleicht gehe ich auch einmal in eine ganz andere Richtung und mache Schlager. Ich glaube es zwar nicht, aber: wer weiß?
Wie erfolgreich sind Sie?
Luzia: Das frage ich mich selbst oft. Ich habe im Laufe der Jahre wahnsinnig viele Leute den Hut schmeißen sehen, während es bei mir doch kontinuierlich läuft. Nicht, dass es keine Anlässe dafür gegeben hätte, aber ich habe den Hut nicht geschmissen. Und das sehe ich durchaus als Erfolg. Dass ein bisschen mehr manchmal nicht geschadet hätte, verhehle ich allerdings auch nicht. Aber nicht viel mehr.
Sie werden heuer 40. Ein Grund zur Freude oder ein Grund für Drama?
Luzia: Ich schlucke schon. Noch tue ich mir mit dem Altern sehr schwer. In meinem Kopf bin ich nach wie vor ein Kind, auf dem Papier aber 40, das passt überhaupt nicht zusammen. Und ich frage mich schon: Darf ich mich als Frau in diesem Alter noch auf die Bühne stellen? Es gibt dafür relativ wenige Role Models. Wer in jungen Jahren eine Riesenkarriere hatte, kann auch im Alter weitermachen, aber ich hatte das ja nicht, sondern ich versuche es in gewisser Weise immer noch.
Wie sind Sie letztes Jahr in den tollen Kinofilm „Siebzehn“ geraten?
Luzia: Die Regisseurin Monja Art hat mich gefragt, weil sie beim Drehbuchschreiben meine Musik gehört hat. Ich wünschte, ich hätte als junger Mensch so einen Film gesehen. Ich habe mir damals tausendmal das Lesbendrama „When Night is Falling“ angeschaut, aber das war ein Erwachsenenfilm, keine Coming-of-Age-Geschichte über meine Welt. Weil es nichts gab, habe ich immer alles für mich adaptiert. „La Boum“ zum Beispiel, das nur so strotzt vor Heteronormativität.
Wie die Jungs waren auch Sie in Sophie Marceau verliebt?
Luzia: Natürlich, und ich bin es noch.
Wie wäre es, noch einmal
ein Teenager zu sein?
Luzia: Furchtbar. Ein Gutes hat es aber: Du erlebst alles zum ersten Mal und bist geflasht von allem und jedem. In der Jugend hast du viele „Wow“-Momente, wodurch sie im Rückblick einen romantischen Touch bekommt. Nur war halt alles, was nicht „wow“ war, extrem Scheiße, das brauche ich nicht noch einmal. Über die Kindheit können wir aber reden.
Arena, Mi 20.00