Wiener Neustadt ohne alles
Ein türkischer Koch kauft sich einen Kebabstand, versorgt elf Jahre lang die Wiener Neustädter Innenstadt und wird nun von der Stadtregierung vertrieben. Wer ist Kebab-Ali? Und was hat er verbrochen?
Foto: Ugur Atay
An einem kalten Tag im Jänner bekam Alihan Turgut den Brief, der sein Leben verändern sollte. Er verstand nicht alles von dem, was er da las, jedenfalls hatte es mit dem Bescheid betreffend seinen Kebabstand zu tun. Seine Söhne halfen ihm bei der Übersetzung und lasen vor, wovor sich Herr Turgut gefürchtet hatte: Das Marktamt von Wiener Neustadt verlängert die Genehmigung seines Standes nicht, er müsse noch in diesem Frühjahr schließen.
Elf Jahre lang ist Turgut am Hauptplatz von Wiener Neustadt gestanden, von Montag bis Samstag, von 8 Uhr 30 bis der Spieß weg war. Er hat Beamte in der Mittagspause bekocht und Schüler des Polytechnikums, die auf ihre Busse Richtung Neudörfl, Theresienfeld oder sonst wohin warteten. Jetzt muss Alihan Turgut gehen.
Alle Unternehmer, die am Wiener Neustädter Hauptplatz Stände betreiben, konnten sich um einen Platz am neuen, schicken Marienmarkt bewerben. Die polnische Obsthändlerin Frau Jakob wird dort einen Stand bekommen, der chinesische Reisimbiss Taki auch, genauso wie der Würstelstandler Wilczek und der Blumenverkäufer Postl. Einen großen Stand bekommt die Firma Meinl, sie wird einen Feinkostableger des Geschäfts am Wiener Graben betreiben. Rinalda Pinzinis alter Würstelstand wird kein Teil des neuen Konzeptes sein, sie wird ein Stück die Fußgängerzone rauf am Johannes-von-Nepomuk-Platz stehen, für Würstel Schieder wird noch ein passender Platz gesucht. Die Stadt hat alle Betreiber zu einem Gespräch über ihre Zukunft geladen, alle sollten einen Platz in der neugestalteten Innenstadt finden.