Brot und Wein
Ein Spittelberg-Rohdiamant wurde geborgen. Über den Schliff kann man streiten
Foto: Heribert Corn
Der Spittelberg ist ein seltsames Terrain. Die lieblichen Gässchen mit perfekt renovierten Biedermeier-Häuschen werden nämlich so sehr von Touristen besucht, dass hier so ziemlich jedes Lokal überleben kann, egal ob gut oder schlecht, wobei gut mehr Aufwand, Kosten und Ideen erfordert. Und weil der Adventmarkt auch hier ungefähr eineinhalb Monate dauert und die Leute zu dem sogar aus fremden Ländern in Bussen anreisen, gibt es am Spittelberg selbst Lokale, die überhaupt nur während des Weihnachtsrummels aktiv sind, und zwar gar nicht einmal so wenige.
Eines davon ist das Weinstüberl Horvath, und bei dem konnte einem das Herz bluten, dass das da immer nur als saisonale Punschtankstelle missbraucht wurde. Wenn man durch die Fenster in das Souterrainlokal sah, waren da alte Heurigenholzbänke zu erkennen, ein alter Bretterboden, ein uriges Ziegelgewölbe, vor allem aber eine herzerfrischend altmodische Schankanlage und eine bezaubernde Laube am Eingang, eine Echtheit also, wie sie am Spittelberg längst Seltenheitswert hat. Daran, dass das Weinstüberl Horvath wirklich in Betrieb gewesen wäre, kann sich allerdings kaum wer erinnern, lange Zeit gehörte es wohl Jürgen Stein, dem damaligen Besitzer der Creperie Brasserie Spittelberg, nach der Eröffnung des Nachfolgelokals Kussmaul im Sommer 2014 diente es eigentlich nur als dessen Schanigartenbereich.