Nasenbär

Peter Iwaniewicz mag Coatis lieber als die gehypten Erdmännchen

FALTER 5/2017 vom 31.01.2017

Die Problematik zeigt sich an den Nasenbären“, war letzte Woche in der „ZiB“ zu vernehmen. Dieser interpretationsoffene Satz wurde aber nicht in der Tradition halblustiger Tiernamengeberei einem Regierungsmitglied angesichts der zähen Koalitionsverhandlungen umgehängt. Nein, Nasenbären, oder lautmalerischer gesprochen Coatis, eignen sich als intelligente Tiere überhaupt nicht für eine Beschimpfung. Diese Aussage entfloh der Direktorin des Zoos Schönbrunn angesichts der „Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung“. Als Leser vermutet man allein aufgrund dieses bürokratischen Titelmonsters, dass „die EU“ wieder einmal ihre neugierige Nase in nationale Angelegenheiten gesteckt hat, die „Brüssel“ aber sicher nichts angehen dürfen müssen.

Wie die Aufregung begann: Am 13. Juli 2016 veröffentlicht die EU-Kommission eine sogenannte Durchführungsverordnung, die 37 Tier- und Pflanzenarten ausweist, die „weder gehalten, verkauft noch gezüchtet“ werden sollen, weil sie ursprünglich aus anderen Weltgegenden stammen und jetzt nachweislich die europäische Fauna und Flora verdrängen. Eine Asiatische Hornisse kann zum Beispiel einen ganzen Bienenstock in kurzer Zeit leerfressen. Die neun invasiven Säugetierarten der Liste wie Backenhörnchen, Waschbär, Nasenbär oder Muntjak haben mit ihrem putzigen Aussehen hingegen mehr Freunde, auch unter Zoodirektoren. Also rief der Leiter des Leipziger Tiergartens bei der deutschen Bild-Zeitung an, und diese titelte dann vor zehn Tagen dramatisch: „Zoo muss Mini-Hirsche töten“. Tatsächlich war die EU-Verordnung nur ein Vorwand, denn das Muntjak-Gehege wird zur Themenwelt Südamerika ausgebaut, und da sind die asiatischen Paarhufer fehl am Platz.

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