Erst Weltreise, dann Imbiss
Das Imbiss-Theater geht weiter: ungarisches Sushi und Berliner Pastrami
Fotos: Heribert Corn
Wir stellen fest: Der Snack-Boom galoppiert, und das ist auch kein Wunder. Denn erstens ist die Stunden-Mittagspause dank Gleitzeit längst Geschichte, viel wesentlicher aber sind irrationale Gründe, nämlich dass Mittags-Snack irgendwie cooler ist als Essengehen. Wobei das Coolness-Ranking extrem differenziert auf die diversen Imbissangebote reagiert, konkret kann man aber behaupten: Je größer die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein Snack in einer Netflix-Serie vorkommt, desto cooler.
Da dürfte es das junge Steamboo-Konzept des ungarischen Schauspielers Gyözö Szabó vielleicht etwas schwerer haben, aber mal sehen. Ein paar Mal schon habe er die Welt umrundet, schreibt er, allerlei seltsame Dinge gegessen, und eines Tages im warmen Regen der Insel Lamma hätte er die Erleuchtung für sein „Steamboo“ gehabt: eine Mischung aus Sushi und Dim Sum, acht verschiedene, in Butterbrotpapier gewickelte Häppchen, die im Bambus-Dämpfer warmgemacht werden. Seit einem Jahr gibt’s Steamboo in der Budapester Innenstadt-Markthalle, seit drei Monaten in der Neubaugasse, man sitzt auf bunten Kindergartenmöbeln oder – wenn man den Türkensitz schafft – auf Pölstern im Fenster. Polentaknöderln mit Hirschwurstfülle eher weniger toll, geräucherter Butterfisch auf Reis mit Goji-Beeren dafür sehr gut, Lachs mit Wasabi auf Reis wie warmes Sushi, Austernpilz und Avocado auf Reis etwas fad (4 Stk. € 6,90, 5 Stk. € 8,90), dazu gibt’s ungarisches Craft Beer.