Boris wollte mich verbrennen
„Kann den wer anzünden bitte?“, schrieb Boris auf einer FPÖ-Facebook-Seite. Er meinte mich. Ich fuhr zu ihm und lernte, wie heute Politik und Propaganda funktionieren
Es gab Linsensuppe und Erdoğan hielt irgendeine nationalistische Ansprache. Ich löffelte die Suppe in einem türkischen Beisl in Ottakring und blickte zu den Männern am Nebentisch, denn Frauen waren keine da. Die Männer schauten zu einem Bildschirm hinauf und von dort sprach ihr Präsident herunter.
Neben dem Linsensuppenteller lag mein Smartphone. Weil mir langweilig war, twitterte ich einen schnellen Gedanken: „Der ORF sollte die Nachrichten optional mit türkischen Untertiteln senden.“ Die Männer hier, so meine Idee, könnten dann auch hiesige Erdoğan-kritische Nachrichten verstehen. Und vielleicht, so meine Hoffnung, lernen sie dabei auch ein bisschen Deutsch. Die BBC hat ähnliche Dienste im Angebot.
Der Gedanke war etwas einfältig, aber ich fand ihn in dieser Sekunde nicht provokant, im Gegenteil. Auf Twitter warnte mich jemand kurz darauf: „Wie lange wird es dauern, bis es dieser Tweet auf die FB-Seite von Strache schafft?“