Boris wollte mich verbrennen

„Kann den wer anzünden bitte?“, schrieb Boris auf einer FPÖ-Facebook-Seite. Er meinte mich. Ich fuhr zu ihm und lernte, wie heute Politik und Propaganda funktionieren

Politik, FALTER 45/2016 vom 08.11.2016
Ein mittelalter Mann in hellblauen Jeans und mit schwarzer Funktionsjacke, von hinten zu sehen.

Das ist Boris. Er ist 33 Jahre alt und lebt in Oberösterreich. Er ist wohlhabend und ein glück- licher Familien- vater. Er begann, sich vergangenes Jahr für Politik zu interessieren. Er tauchte ab in soziale Medien und radikalisierte sich. Denn dort geschah etwas, was Boris selbst erstaunte. (Foto: FALTER/Klenk)

Es gab Linsensuppe und Erdoğan hielt irgendeine nationalistische Ansprache. Ich löffelte die Suppe in einem türkischen Beisl in Ottakring und blickte zu den Männern am Nebentisch, denn Frauen waren keine da. Die Männer schauten zu einem Bildschirm hinauf und von dort sprach ihr Präsident herunter.

Neben dem Linsensuppenteller lag mein Smartphone. Weil mir langweilig war, twitterte ich einen schnellen Gedanken: „Der ORF sollte die Nachrichten optional mit türkischen Untertiteln senden.“ Die Männer hier, so meine Idee, könnten dann auch hiesige Erdoğan-kritische Nachrichten verstehen. Und vielleicht, so meine Hoffnung, lernen sie dabei auch ein bisschen Deutsch. Die BBC hat ähnliche Dienste im Angebot.

Der Gedanke war etwas einfältig, aber ich fand ihn in dieser Sekunde nicht provokant, im Gegenteil. Auf Twitter warnte mich jemand kurz darauf: „Wie lange wird es dauern, bis es dieser Tweet auf die FB-Seite von Strache schafft?“

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