Nachrichten aus der Hölle
Abdel-Aziz al-Hamza koordiniert das mutigste Blogger-Projekt der Gegenwart: Seit mehr als zwei Jahren berichten junge Bürgerjournalisten undercover und unter Todesgefahr von den Gräueltaten des „Islamischen Staats“ und des Assad-Regimes – live aus Raqqa, der „Hauptstadt“ des Terror-Kalifats
Foto: Raqqa is being slaughtered silently
Dutzende Posts jagen Abdel-Aziz al-Hamza und seine Freunde – keiner von ihnen ist über 27 Jahre – täglich über Twitter, Facebook, ihren Blog und den verschlüsselten Messenger-Dienst Telegram. Es sind Texte und Bilder des Todes, der im nordsyrischen Raqqa, seit zwei Jahren inoffizielle Hauptstadt der Terrormilizen des „Islamischen Staats“ (IS), allgegenwärtig ist.
Darunter sorgfältig recherchierte Aufstellungen mit Namen, Biografien und Bildern der zivilen Opfer der russischen Luftangriffe auf Raqqa. Allein vergangenen Mittwoch zählten die Aktivisten 32 Tote und 150 Verwundete – Ärzte, junge Männer, Frauen, Kinder. Die Blogger berichten über den Verlauf der blutigen Kämpfe westlich und nördlich der Stadt, auf die Truppen des Assad-Regimes ebenso vorrücken wie Milizen der kurdischen YPG und der Syrian Democratic Forces (SDF). Und sie sind mit versteckten Kameras vor Ort, wenn vermummten IS-Handlanger wieder einmal mitten in Raqqa einem „Dieb“ die Hand abhacken, eine Frau wegen „Ehebruchs“ steinigen oder einen „Spion“ kreuzigen und ihm ein Messer ins Herz rammen.