Uns reicht’s!
Sie werden für kritische Berichte sexistisch beschimpft, mit Vergewaltigungen und Mord bedroht. Vier prominente Journalistinnen wehren sich gegen den Hass im Netz
Foto: Katharina Gossow
Im Jahr 2015 appellierte Dunja Mijatović, Beauftragte für die Pressefreiheit der OSCE, an die Öffentlichkeit. Eine erschreckend hohe Zahl an Journalistinnen würde im Internet mit sexueller Gewalt bedroht und persönlich angegriffen. Die Gesetzgebung und Behörden müssten auf diesen Trend reagieren.
Es ist ein statistisches Faktum, der Guardian kann es mit Zahlen belegen. Nach einer Analyse von 70 Millionen Tweets der letzten zehn Jahre fanden die Datenforensiker der britischen Zeitung heraus, dass die meisten Hassmails von Männern kommen – und acht von zehn der am meisten bedrohten Journalisten des Unternehmens Frauen waren. Die anderen zwei waren schwarze Männer.
Während Männer über Drohungen offen reden können, weil sie nur selten sexualisiert sind, wollen Frauen oft nicht darüber berichten, aus Angst, noch mehr kriminelle Fantasien über ihren Körper auszulösen. Manche vertrauen sich der Justiz an, doch die reagiert desinteressiert. Als etwa die Aktivistin und Bloggerin Natascha Strobl der Staatsanwaltschaft ein Hassmail meldete („Wenn du morgen Opfer einer Vergewaltigung wirst, würde ich mir die Pille danach kaufen“), forschte die Anklagebehörde den Verfasser nicht einmal aus, sondern stellte das Verfahren ohne weitere Ermittlungen mit der Begründung ein, es handle sich nur um eine „emotional und situationsbedingte Unmutsäußerung“. Ein Vergewaltigungswunsch ist, anders als eine Drohung, nicht strafbar.