„Du weißt gar nicht, wo du anfangen sollst“
Die meisten Wiener Flüchtlingskinder kommen in jene Schulen, wo es auch die anderen Kinder nicht leicht haben. Ein Mittelschullehrer erzählt aus dem Alltag
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Kinder zu unterrichten ist das Großartigste, das es gibt. Ich bin sehr gern Lehrer. Auch unsere Schule ist fein. Gutes Klima, liebe Kinder. Aber es sind halt Kinder aus armen Verhältnissen, aus dem unteren Fünftel der Einkommensstatistik. Die Eltern sind Putzkräfte, Taxler, Rosenverkäufer, Küchengehilfen, haben einen Kebabstand. Viele arbeiten wie die Wahnsinnigen, auch am Abend. Andere sind arbeitslos. Die meisten kommen aus Serbien, Bosnien und Herzegowina, der Türkei; einige stammen aus Afrika, neuerdings sind viele Afghanen und Araber dazugekommen. Drei in meiner Klasse sind ethnische Österreicher.
Ich mag meine Kinder. Manche wachsen mit zehn Geschwistern auf, sind sehr sozial, müssen teilen. Jedes einzelne hat Potenzial, aber jedes einzelne trägt gleichzeitig einen ziemlich schweren Rucksack mit sich herum. Man müsste sich um jedes einzelne intensiv kümmern. Aber da stößt man leider an Grenzen. Weil du gar nicht weißt, wo du anfangen sollst.