Pressefreiheit hinter Gittern
Am Mittersteig entsteht die beste Häfnzeitung des Landes. Über mühselige Recherchen in Gefangenschaft
Foto: Heribert Corn
Das Besprechungszimmer der Redaktion ist vier Schritte lang und drei Schritte breit. Drei Lichtquellen erhellen den Raum. Das Kirchenbuntglas von der Kapelle nebenan, auf das die dahinterliegenden Gitterstäbe Schatten werfen. Das Milchglasfenster in der gegenüberliegenden Wand. Wenn man es öffnet, blickt man durch Gitterstäbe auf eine hohe Mauer, über die sich Stacheldraht windet. Schließlich die Neonröhre, die direkt über dem Tisch leuchtet.
Gefangener Michael, 20 Monate Strafe, holt Sessel aus der Kapelle, die neben einem großen Kreuz gestapelt sind. Er trägt sie in den Besprechungsraum und stellt sie um den kleinen, quadratischen Tisch. Er ist der Erste, weil Chefinspektor Rudolf Karl ihn als Ersten vom Erdgeschoß abgeholt hat. Die beiden anderen Kollegen aus dem dritten Stock kommen gleich. Karl muss sie erst aus der Abteilung heraus- und in das Besprechungszimmer hineinlassen.