„Absurd und gleichzeitig schön“
Was macht man mit einem Rüssel? Unlängst wurde ein frühes Stück des steirischen Dramatikers Wolfgang Bauer wiederentdeckt. Ein Gespräch mit seinem Sohn, dem Nachlassverwalter und Künstler Jack Bauer
Foto: Heribert Corn
Wie ein Zeichen aus dem Jenseits sei es, sagt Jack Bauer, dass gerade vor dem anstehenden zehnten Todestag seines Vaters Ende August das verschollen geglaubte Stück „Der Rüssel“ wieder aufgetaucht ist. In Vorbereitung auf eine Ausstellung über Franz Koringer wurde es vom Stadtmuseum Leibnitz in einer Dokumentenmappe des Komponisten entdeckt. Die irrwitzige „Tragödie in elf Bildern“ dürfte 1962 verfasst worden sein, Wolfgang Bauer gab sie vermutlich an den befreundeten Literaten Alois Hergouth weiter, dieser wiederum an Koringer.
„Vielleicht ist ‚Der Rüssel‘ geeignet, Bauer für die Bühne wiederzuentdecken“, schreibt Alfred Kolleritsch, der Herausgeber der Literaturzeitschrift manuskripte. In der aktuellen Ausgabe ist das Stück erstmals in voller Länge abgedruckt. Es ist ein absurd-schauriges Szenario, das Bauer da entworfen hat: In einem alpinen Dorf macht sich der Klimawandel breit, es wachsen Palmen, Riesenschnecken tauchen auf, die Landbevölkerung trägt Tropenkleidung und der im Fenster eines Bauernhauses steckengebliebene Elefant muss ständig gefüttert werden – das Dorf wird zur Touristenattraktion. Es ist ein heftiges Volksstück, ein grotesker Schwank, dessen gnadenloser Humor die Angst vor Überfremdung und gesellschaftlichem Umbruch bloßstellt.