Sondern erlöse uns von dem Brösel
Fasten ist Volkssport – nicht nur für Katholiken. Die neuen Sünden heißen Gluten und Histamin. Wie der Wahn vom reinen Essen zur Ersatzreligion wird
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Am Aschermittwoch verändert sich das Leben von Hannes F. und Holger P. Dann verwandeln sich zwei Mittvierziger, beides leitende Angestellte, in Asketen. „Ich habe mich früher nie mit Essen beschäftigt, bis ich 110 Kilo hatte“, erzählt Hannes. Vor acht Jahren habe seine Frau zehn Kilo abgenommen, was für ihn der Anlass war, etwas zu ändern. „Die Fastenzeit gibt mir die Gelegenheit, Ernährungsweisen auszuprobieren, ohne mich andauernd rechtfertigen zu müssen.“ Heuer wird er auf Low Carb, also kohlenhydratarme Speisen, umsteigen.
Sein Kollege Holger sieht nicht so aus, als müsste er sich mit Kalorientabellen beschäftigen. Der schlanke Manager bekennt dennoch: „Ich faste seit fast 20 Jahren.“ Der Auslöser war der Beginn seiner Berufstätigkeit. Damals bemerkte Holger, dass er gewohnheitsmäßig zu viel in sich reinschüttete und -stopfte. „Besonders wenn Schulungen waren, bin ich jeden Abend ins Bett gefallen, nachdem ich mehrere Biere getrunken hatte. Da habe ich mich gefragt: Soll das ewig so weitergehen? Zufällig war das ein Aschermittwoch.“ Zuerst verzichtete Holger auf Alkohol, dann strich er Kaffee, Schokolade und Fleisch vom Einkaufszettel. „Heuer ist der Medienkonsum an der Reihe.“