Die Brühe
Kaffee erlebt derzeit in der ganzen Welt einen enormen Qualitätsboom. Nur in Wiens Kaffeehäusern nicht. Dort ist er erbärmlich. Warum ist das so?
Foto: Heribert Corn
Man sagt hier Mokka, auch wenn man Espresso meint. Okay. Der Ober balanciert das silberne Tablett mit den sympathischen Gebrauchsspuren an den kleinen Marmortisch, darauf die vorgewärmte Tasse mit der bestellten braunen Flüssigkeit und ein Glas Wasser, serviert behände, mit elegantem Schwung. Johanna Wechselberger führt die Tasse zur Nase, fühlt die Temperatur der Keramik, schnuppert. Dann neigt sie das Gefäß hin und her und beobachtet, wie sich die Crema des Heißgetränks verhält. Stabil? Fragil? Hell oder dunkel? Das Gesicht der Frau nimmt sorgenvolle Züge an, noch einmal schnuppern, erster Schluck – Johanna Wechselberger kneift ihre Augen zusammen, verzieht den Mund, eine bittere Erfahrung. Dieser Espresso macht ihr ganz offensichtlich keinen Spaß.