Ein schwieriger Erbe
Der Journalist Stephan Templ kämpft um das Vermögen seiner jüdischen Vorfahren. Nun soll er ins Gefängnis. Steckt dahinter eine Staatsaffäre oder ein banales Verbrechen?
Foto: Heribert Corn
Als Stephan Templ am 25. April 2013 das Wiener Landesgericht für Strafsachen betritt, ist er ein furchtloser Bürger. Was dann kommt, muss sich anfühlen wie ein Schlag ins Gesicht.
Punkt für Punkt nimmt Richterin Sonja Weis seine Verteidigung auseinander und reibt ihm unter die Nase, wann und wie er versucht habe, „möglichst viel Geld zu lukrieren“. Schließlich verkündet sie: drei Jahre unbedingt wegen schweren Betrugs.
Noch Monate später steckt Templ das Urteil in den Knochen. Der sonst so streitbare Journalist wirkt gedämpft, der von Hornbrillen gerahmte Blick ratlos. „Diese Anklage war nicht in meiner Vorstellungswelt“, sagt Templ.
Nie hätte er gedacht, dass ein unvollständig ausgefülltes Formular ihn einmal ins Gefängnis bringen würde. Seit dem April letzten Jahres wartet er darauf, ob der Oberste Gerichtshof seine Berufung akzeptiert und die Strafe abmildert. Jeden Tag kann aber auch ein E-Mail kommen, das den Beginn seiner Haftstrafe verkündet.