Erst das Geld und dann das Leben

In Graz verbrennt sich ein Mann vor einem Glücksspiellokal. Er ist nicht der einzige Spieler, der sich und seine Familie vernichtet. Wie die Politik die Nöte der Spielsüchtigen ignoriert

Politik, FALTER 3/2014 vom 14.01.2014

Am Montag, den 21. März 2011, biegt ein Auto von der Grazer Karlauerstraße in einen Firmenhof ein. Der Wagen parkt vor einem türkischen Lebensmittelgeschäft. Ein Mann steigt aus, verlässt den Hof, geht, vorbei an dem Schild „Games“, hinüber zum großen Parkplatz vor dem Wettcafé Admiral. Es ist knapp vor sieben Uhr Früh.

Er überschüttet sich mit Benzin und zündet sich an. 90 Prozent seiner Haut verbrennen, sieben Stunden später stirbt er im LKH Graz. Der Mann war spielsüchtig und hochverschuldet.

Am Freitag, den 25. Mai 2012, betritt ein Mann die Dr.-Adolf-Schärf-Volksschule in St. Pölten. Er holt seinen kleinen Sohn aus der Klasse, führt ihn in die Garderobe und erschießt ihn. Dann tötet er sich selbst. Der Mann war spielsüchtig und hochverschuldet.

Am Freitag, den 7. Dezember 2012, kommt Yavuz Behcet verzweifelt heim, er hat sein Geld verspielt – und das seiner Freundin. Es ist nicht das erste Mal. „Was, wenn sie aufwacht?“, denkt er. Die Scham erdrückt ihn. Er fasst einen Plan: Zuerst sie, dann er. Er nimmt das Küchenmesser aus dem Messerständer und hält es seiner schlafenden Freundin an den Hals. „Dieses Gefühl habe ich noch nie in meinem Leben gehabt“, erinnert sich Yavuz, „mir ist kalt geworden, der ganze Körper war eiskalt. Ich habe so geschwitzt.“ Fünf Mal nimmt er das Messer zur Hand. Fünf Mal legt er es wieder weg. Dann geht er zur Polizei und sagt: „Bitte helfen Sie mir!“

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