Beruhigt Euch!
Auf Twitter, Facebook und Co regiert die Empörungskultur. Dissidente Meinungen verstummen aus Angst vor Repressalien
Illustration: Jochen Schievink
Die Idee klang gut. Twitter sollte ein Ort des Gedankenaustauschs und der Demokratie sein. Ein öffentlicher Raum, der Menschen und deren Meinungen verbindet.
Doch es kam anders: Twitter ist oft kein Instrument der Aufklärung, sondern ein Werkzeug der Empörung: Rechthaberei, Rudelverhalten, Schadenfreude dominieren die Timeline der User. Tagelang wird darüber gestritten, welches Wort die adäquate Bezeichnung ist, wenn sich ein Spitzensportler outet. Darf man sagen, er habe sich zu seiner Homosexualität „bekannt“, oder ist man dann bereits homophob?
Jede noch so flapsige Randbemerkung eines Politikers wird aufgebauscht, als hätte die jeweilige Person den dümmsten Satz der Menschheitsgeschichte gesagt. War es etwa wirklich so falsch, als Angela Merkel sagte, das Internet sei für uns alle Neuland?