"Die Hygiene war einst, was heute die Nachhaltigkeit ist"
Der Kunsthistoriker und Architekturtheoretiker Anselm Wagner hat einen treuen und ständigen Wegbegleiter erforscht – den Staub. Ein Gespräch
Staub ist vielfältiger und einflussreicher, als den meisten Menschen bewusst ist. Er legt sich nicht nur als gemeiner Hausstaub über unsere Bücher, setzt sich als Feinstaub in unserer Lunge fest, sondern er ist auch ein Informationsträger und dient Mikroorganismen und Krankheitserregern als Transportmittel. In der Luft schwebend, als Aerosol, beeinflusst er sogar das globale Klima. Kometenstaub lässt Rückschlüsse über die Entstehung unseres Sonnensystems zu. Und Künstler wie Duchamp oder Beuys haben Staub zur Herstellung von Kunstwerken verwendet, nicht zuletzt hat die allgegenwärtige Teilchenansammlung die Moderne in der Architektur mitgeprägt.
Warum das so ist, ist in der Publikation „Staub. Eine interdisziplinäre Perspektive“ nachzulesen, die unlängst veröffentlicht und letzte Woche im Forum Stadtpark präsentiert wurde. Einer der Herausgeber ist Anselm Wagner, Leiter des Instituts für Architekturtheorie, Kunst- und Kulturwissenschaften an der Grazer TU. Er weiß auch, warum wir Staub nicht mögen und warum das einmal anders war.